Der Vatikan hat zu den kontrovers diskutierten Äußerungen von Papst Franziskus zu gleichgeschlechtlichen Partnerschaften Stellung bezogen. Der Botschafter des Papstes in Mexiko, Erzbischof Franco Coppola, publizierte am Wochenende auf Facebook einen Brief, den das vatikanische Staatssekretariat an Bischöfe weltweit geschickt hatte. Darin heißt es, die Aussagen des Papstes seien „ohne die richtige Kontextualisierung“ veröffentlicht worden, was zu Verwirrung geführt habe. Franziskus würde sich „auf bestimmte staatliche Regelungen beziehen, und gerade nicht auf die im Laufe der Jahre vielfach bekräftigte Lehre der Kirche“.
Zwei verschiedene Fragen zu verschiedenen Zeitpunkten
Franziskus hatte in dem Dokumentarfilm „Francesco“ des russischen Regisseurs Jewgeni Afinejewski erklärt, es brauche ein „Gesetz zur eingetragenen Lebenspartnerschaft. Auf diese Weise sind sie rechtlich abgesichert“. Homosexuelle hätten ein Recht darauf, Teil der Familie zu sein. Franziskus wörtlich: „Sie sind Kinder Gottes und haben ein Recht auf eine Familie. Niemand sollte hinausgeworfen werden oder deswegen unglücklich gemacht werden.“
In dem nun publik gewordenen Schreiben des Staatssekretariats, das offenbar an die Nuntiaturen zur Weiterleitung an die Bischöfe geschickt wurde, heißt es, Franziskus habe vor gut einem Jahr in einem Interview zwei verschiedene Fragen zu unterschiedlichen Zeitpunkten beantwortet.
Der Film habe diese jedoch zu einer einzigen Antwort ediert. „Der Heilige Vater hatte zunächst einen pastoralen Hinweis auf die Notwendigkeit gegeben, dass innerhalb der Familie ein Sohn oder eine Tochter mit homosexueller Orientierung niemals diskriminiert werden darf“, heißt es in dem Brief. Darauf würden sich die kontrovers diskutierten Äußerungen des Papstes beziehen.
Aussage zu lokalem Gesetz in Argentinien
Eine weitere der von Franziskus beantworteten Fragen habe ein zehn Jahre altes lokales Gesetz in Argentinien über die „gleichberechtigte Eheschließung gleichgeschlechtlicher Paare“ und den Widerstand des damaligen Erzbischofs von Buenos Aires dagegen betroffen. In diesem Zusammenhang habe Papst Franziskus erklärt, „es ist ein Widerspruch in sich, von gleichgeschlechtlicher Ehe zu sprechen“. In demselben Zusammenhang habe er auch vom Recht dieser Menschen auf eine gewisse rechtliche Absicherung gesprochen, stellt das Schreiben klar. DT/mlu
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