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Umsetzung des Papstbriefs: Wiener Theologin skeptisch

Der Papstbrief an die deutschen Katholiken ist bisher nicht angemessen rezipiert worden, meint die Wiener Theologin Marianne Schlosser.
Theologin zum Brief von Papst Franziskus
Foto: Evandro Inetti (ZUMA Wire) | Der Brief des Papstes sei Ausdruck sehr ernster Sorge, so Schlosser. Dass diese Sorge bislang so wenig Beachtung finde, könne man „nur mit Erschrecken zur Kenntnis nehmen“.

Die Theologin Marianne Schlosser (Wien) hat sich skeptisch zur Umsetzung des Papstbriefs an die deutschen Katholiken im Rahmen des „Synodalen Wegs“ geäußert. Schlosser, die Theologie der Spiritualität an der katholisch-theologischen Fakultät der Universität Wien lehrt und dem Forum "Frauen in Diensten und Ämtern der Kirche" angehört, bezeichnet es als „erstaunlich“, das unter den Foren, die den "Synodalen Weg" vorbereiten, das Thema fehle, welches im Brief des Papstes vom Juni diesen Jahres die größte Rolle spiele. „Warum gibt es kein Forum ,Evangelisierung', ,geistliche Erneuerung', ,Erneuerung des Glaubens' fragt sie in einem Beitrag für die "Tagespost".

Grundlegendes Problem angehen: die Ermüdung des Glaubenslebens

Damit die genannten Themen-Komplexe, die nicht zuletzt auf je eigene Weise mit der sakramentalen Struktur der Kirche verbunden sind, überhaupt adäquat in den Blick kommen können, müsse das grundlegende Problem bei den Hörnern gepackt werden: die Ermüdung des Glaubenslebens, und der sichtbare Schwund von Relevanz der Kirche in Deutschland. Wörtlich erklärt Schlosser: „Es geht nicht um die Reputation der Kirche oder gar um Mitgliederzahlen, sondern um ihre Sendung. Evangelisierung ist kein religiöser Imperialismus“.

Synodaler Weg kann nur mit der ganzen Kirche gegangen werden

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Der Brief des Papstes sei Ausdruck sehr ernster Sorge, so Schlosser. Dass diese Sorge bislang so wenig Beachtung finde, könne man „nur mit Erschrecken zur Kenntnis nehmen“. Der Papst warne in seinem Schreiben vor einer Macher-Mentalität und vor der alten Falle des "Pelagianismus". Wie ein roter Faden ziehe sich die Sorge um die Einheit der Kirche durch den Brief. Der „Synodale Weg“ einer Teilkirche könne nur ein Weg mit der ganzen Kirche sein. Es könnte scheinbare Lösungen von Problemen geben, die Spaltung zur Folge haben.

Kritisch stellt Schlosser „die selbstbewusste Überzeugung“ in Frage, die Kirche in Deutschland sei eben schon "weiter" als andere Teilkirchen und könne in manchen Fragen eine Vorreiterrolle übernehmen - notfalls im Alleingang. Der Papst appelliere dagegen in Zeiten starker Polarisierung an den Sensus Ecclesiae.

DT/reg

Wie Marianne Shlosser den Brief des Papstes an die deutschen Katholiken mit Guardini und Newman in Verbindung bringt, erfahren Sie in der aktuellen Ausgabe der "Tagespost".

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