Kurz vor Beginn der ersten Synodalversammlung im Rahmen des Synodalen Wegs fordert der Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke dazu auf, einen geistlichen Prozess zu führen, „der Erneuerung und Verwandlung herbeiführt“. In einem Grußwort anlässlich des Neujahrsempfang des Diözesanrats der Katholiken im Bistum Eichstätt schreibt Hanke, dies bedeute, „dem Evangelium besser zu entsprechen, die Frische des Evangeliums zu entdecken, wissend, dass die Botschaft und der Weg Jesu immer auch etwas Fremdes und Provokatives bleibt“.
Heil nicht in Strukturveränderungen suchen
Hanke erinnert auch an den im vergangenen Jahr von Papst Franziskus veröffentlichten Brief an die deutschen Katholiken. Dieser sei weithin folgenlos geblieben. In seinem Schreiben habe der Papst vor der Versuchung gewarnt, in der bloßen Veränderung von Strukturen der Kirche das Heil zu suchen und in Eigenbrötelei einen Weg zu beschreiten, der die weltweite Kirchengemeinschaft aus dem Blick verliere. „Seine Besorgnis ist angebracht angesichts des ultimativ klingenden Tonfalls, den manche Stimmen vernehmen lassen, wenn sie Veränderungen einfordern, die zudem einer anderen Agenda entstammen als dem Ursprungsanliegen nach der Aufdeckung des Missbrauchs“, so Hanke.
Darüber hinaus erklärte der Eichstätter Diözesanratsvorsitzende Christian Gärtner, dass der Erfolg des Synodalen Wegs wesentlich von der Bereitschaft zum Gespräch auf allen Ebenen abhängen werde. „Die Diskussion darüber, wie wir die Rahmenbedingungen des kirchlichen Lebens in Deutschland so verändern können, dass wir, auch in den Augen der breiten Öffentlichkeit, wieder glaubwürdige Zeugen der Frohen Botschaft sein können, müssen wir alle miteinander führen.“
Synodaler Weg kann nicht alle Probleme lösen
Zwar biete der Synodale Weg nach Auffassung Gärtners das entsprechende Gesprächsformat für eine strukturierte Debatte. Der von den deutschen Bischöfen und dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) angestoßene Reformprozess könne aber nicht alle Probleme lösen. Gleichzeitig sei er davon überzeugt, so Gärtner, dass die Kirche in Deutschland nicht auf dem Holzweg sei.
Dass es den Synodalen Weg überhaupt gebe, sei ein Zeichen dafür, „dass niemand, weder Bischöfe, noch Priester, und auch keiner von uns Gläubigen wirklich weiß, was der richtige Weg ist, um als katholische Kirche das Evangelium in unserer Gesellschaft wieder glaubwürdig verkünden zu können angesichts des massiven Verlusts an Glaubwürdigkeit durch die jahrzehntelang vertuschten Fälle sexuellen Missbrauchs und andere Skandale“.
Eine Enttäuschung werde der Synodale Weg für diejenigen werden, die schon jetzt „genau zu wissen meinen, welche Beschlüsse und Voten auf jeden Fall gefasst werden müssen, damit die katholische Kirche überhaupt noch eine Zukunft hat“. Auch würden diejenigen enttäuscht sein, die zu wissen meinten, „welche Beschlüsse und Voten auf gar keinen Fall gefasst werden dürfen, damit die Kirche noch katholisch bleibt“.
Die inhaltliche Arbeit des Synodalen Wegs startet mit der ersten Synodalversammlung vom 30. Januar bis 1. Februar in Frankfurt/Main. Sie ist das oberste Organ des Synodalen Wegs und besteht aus rund 230 Mitgliedern, die für eine möglichst große Bandbreite kirchlichen Lebens stehen sollen.
DT/mlu
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