Unmittelbar vor der Eröffnung der ersten Synodalversammlung im Rahmen des Synodalen Wegs warnt der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), Kardinal Reinhard Marx, vor zu hohen Erwartungen. „Wir sind keine gesetzgebende Versammlung, kein Parteitag“, so der Erzbischof von München und Freising. Es nützte nichts, wenn Menschen etwas von einem Gremium erwarteten, was es gar nicht liefern könne. Gleichzeitig dürfe man das Potenzial auch nicht unterschätzen, das im nun angestoßenen kirchlichen Reformprozess stecke. „Dieser Synodale Weg ist nicht das Ende, sondern ist auch ein neuer Weg, Kirche zu sein“, so Marx.
Ziel ist Einmütigkeit, nicht Einstimmigkeit
„Das Ziel ist Einmütigkeit, nicht mehr. Einstimmigkeit ist nicht zu erreichen“, erklärte Marx weiter. Es existiere ein geistlicher Impuls, zu reden, der zur Einheit der Kirche führen solle, nicht zur Spaltung. Die überwältigende Mehrheit derer, die in der Kirche engagiert seien, „möchten vorangehen, möchten, dass etwas geschieht“, so Marx weiter. Man könne nicht alle Probleme lösen, „aber wir können Voten in die Weltkirche hineingeben und einen Raum schaffen, in dem wir miteinander reden, uns austauschen, zuhören“, betonte er.
Marx nannte den Synodalen Weg auch einen geistlichen Prozess. „Jeder geistliche Weg beginnt mit Umkehr.“ Die Kirche müsse sich die Frage stellen, was sie daran gehindert habe, „das Evangelium glaubwürdig zu verkünden“? Das gehe nur in synodaler Weise. Auf die Frage der „Tagespost“, wie der Synodale Weg die Evangelisierung stärken wolle, meinte der DBK-Vorsitzende: „Die Evangelisierung beginnt bei der Kirche selbst.“ Evangelisierung sei nicht ohne Erkenntnis der eigenen Schwächen möglich. „Ohne Umkehr keine Evangelisierung“, so Marx.
Nichts geschehen seit der Würzburger Synode
Thomas Sternberg, Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) erklärte: „Mit dem Primat der Evangelisierung meint der Papst, dass diese das Zentrale solch eines Prozesses sein müsse.“ Ein Forum zur Katechese zu veranstalten würde nicht nur den Ansatz des Synodalen Weges verlassen, sondern in einen Bereich erweitern, wo auch die Diskussion anderer Themen, wie etwa der Ökologie, gefordert werden könne.
Er nehme einen Konsens wahr, so Sternberg, dass viele das Gefühl hätten, die Kirche würde sich nicht weiter bewegen. Seit 1978, seit der Würzburger Synode sei nichts mehr geschehen. Daher sei es unbedingt notwendig, „zu diskutieren, was zu diskutieren ist“. Der ZdK-Präsident nannte darüber hinaus drei Kategorien von Beschlüssen, die der Synodale Weg fassen könne: Solche, die in Deutschland umgesetzt werden könnten, andere, die als Votum nach Rom gehen müssten, und letztendlich Beschlüsse, die auch der Papst nicht entscheiden könne, „sondern die an ein Konzil gerichtet werden müssen“. Dabei müsse man aber auch berücksichtigen, dass unendlich viele Themen nicht behandelt würden, wie etwa die Frage, welche Äußerungen die Kirche zu politischen Themen zu machen habe. Er habe die große Hoffnung, dass der Synodale Weg insgesamt zu partizipativeren Strukturen kommen werden.
DT
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