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Segnung homosexueller Paare: Keine Analogie zur Ehe

Das „Nein“ der Glaubenskongregation stehe auf solider biblischer Grundlage, sagt der Wiener Exeget Schwienhorst-Schönberger. Die Moraltheologen Spindelböck und Prader erklären, warum die Kirche homosexuelle Verbindungen nicht segnen kann.
Diskussion um Segnung homosexueller Paare
Foto: Sven Hoppe (dpa) | Das Dokument der Glaubenskongregation ermutige homosexuell empfindende Menschen, die ein Leben in Übereinstimmung mit den Geboten Gottes anstreben, so die Theologen Spindelböck und Prader.

Theologen im deutschen Sprachraum haben sich gegen das „Nein“ der römischen Glaubenskongregation zur Segnung homosexueller Partnerschaften gestellt. Im Gegensatz dazu verteidigen und erklären drei bekannte österreichische Theologen das von Papst Franziskus approbierte vatikanische Dokument.

Keinerlei Anhaltspunkte in der Bibel

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Ludger Schwienhorst-Schönberger, Professor für Alttestamentliche Bibelwissenschaft an der Universität Wien, erklärt auf Facebook, der göttliche Segen in Genesis 1,28 gelte „Mann und Frau hinsichtlich ihrer auf Zweigeschlechtlichkeit beruhenden Fruchtbarkeit. Der mit dem Segen verbundene Auftrag verleiht die Gabe, Nachkommen zu zeugen und zu gebären“. In Genesis 1,28 gehe es primär um den Aspekt der Fruchtbarkeit; in Genesis 2,24 um die Beziehung zwischen Mann und Frau. Die beiden Schöpfungserzählungen stünden nicht im Widerspruch zueinander, sondern seien komplementär zu lesen: „Sowohl die jüdische als auch die christliche Tradition sehen in der Verbindung beider Texte die biblische Grundlage für jene Institution, die sich im Laufe der Geschichte als monogame Ehe herausgebildet hat. Für eine Segnung gleichgeschlechtlicher Beziehungen in Analogie zur Ehe oder gar in Gleichsetzung mit der Ehe gibt es innerhalb der Bibel keinerlei Anhaltspunkte.“

Der Wiener Exeget attestiert dem vatikanischen „Responsum“ zur Frage der Segnung gleichgeschlechtlicher Beziehungen „auf einer soliden biblischen Grundlage“ zu stehen. „Auch die Päpstliche Bibelkommission, zu der immerhin rund 30 Bibelwissenschaftler aus allen Kontinenten gehören, kommt in ihrer jüngsten, umfangreichen Schrift zur biblischen Anthropologie hinsichtlich der biblischen Beurteilung homosexueller Handlungen zu dem gleichen Ergebnis.“

Sex nur in der Ehe legitim

Die österreichischen Moraltheologen Helmut Prader und Josef Spindelböck erinnern in einer gemeinsamen Erklärung daran, dass „Verlautbarungen der Glaubenskongregation keine Meinung unter anderen, keine Zwischenrufe oder Randbemerkungen“ sind, sondern zum ordentlichen Lehramt gehören. Spindelböck, Professor für Moraltheologie und Ethik sowie Rektor an der Philosophisch-Theologischen Hochschule St. Pölten, und Prader, der als Professor für Moraltheologie und Bioethik an der Hochschule in Heiligenkreuz wirkt, begrüßen die Klarheit des neuen Dokuments.

Eine Ehe könne es gemäß naturrechtlichem und offenbarungsbezogenem Verständnis nur zwischen einem Mann und einer Frau geben. „Nur innerhalb der Ehe ist es vom sittlichen Standpunkt aus legitim, sexuelle Akte zu setzen, die ihren Sinngehalten nach die Hingabe und Vereinigung der Gatten zum Ausdruck bringen und vertiefen sowie für die Zeugung von Kindern offen sind.“ Die Kirche könne „homosexuelle Verbindungen nicht segnen, insofern diese unter dem Vorzeichen geschlossen werden, homosexuelle Akte seien vom sittlichen Standpunkt aus gut und anerkennenswert“.

Das Dokument der Glaubenskongregation ermutige homosexuell empfindende Menschen, die ein Leben in Übereinstimmung mit den Geboten Gottes anstreben. „Wenn homosexuell empfindende Personen eine authentische Freundschaft leben und sich dabei sexuell-genitaler Akte enthalten, verdienen sie eine besondere Wertschätzung und Unterstützung der Kirche“, so Spindelböck und Prader.  DT/sba

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