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Rentzing: Keine Debatte über vermeintlich rechtslastigen Bischof

Er sei von niemandem zum Rücktritt gedrängt worden, betont der zurückgetretene sächsische Landesbischof Carsten Rentzing. Für unzulängliche Kommunikation nach innen und außen entschuldigt er sich in einer persönlichen Erklärung.
Rentzing äußert sich zu seinem Rücktritt
Foto: Sebastian Kahnert (ZB) | Von Anfang an sei von einer kleinen Gruppe in der Landeskirche nicht akzeptiert worden, dass er in das Amt des sächsischen Landesbischofs gewählt worden sei, so Rentzing in seiner Erklärung.

Der von seinem Amt des evangelischen sächsischen Landesbischofs zurückgetretene Carsten Rentzing hat um Verzeihung „für alle falsche beziehungsweise unzulängliche Kommunikation nach innen und außen“ gebeten. Nachdem die ersten Vorwürfe gegen ihn bekannt wurden, sei er überfordert gewesen. „Wie hätte ich mir auch vorstellen sollen, dass man schon seit langem auf der Suche nach einem Angelhaken in meinem Leben war.“ So äußerte sich Rentzing am Montagabend in einer persönlichen Erklärung nach einem Gottesdienst in Dresden, in dem er aus dem Amt verabschiedet wurde.

"Ich hätte mich nicht mehr darauf
verlassen können, dass man meine
Worte und Taten akzeptiert, auch wenn
man mit ihnen nicht voll übereinstimmt"
Carsten Rentzing, ehemaliger sächsischer Landesbischof

Rentzing hatte im Oktober seinen Rücktritt vom Amt des sächsischen Landesbischofs erklärt. Vorangegangen waren intensive öffentliche Debatten über eine Mitgliedschaft in einer schlagenden Studentenverbindung, der „Alten Prager Landsmannschaft Hercynia“, sowie einem Vortrag in der „Bibliothek des Konservatismus“. Zudem stand Rentzing aufgrund mehrerer Texte in der Kritik, die er vor 30 Jahren als Student für die Zeitschrift „Fragmente“ verfasst hatte. Das Landeskirchenamt stufte diese als „elitär, in Teilen nationalistisch und demokratiefeindlich“ ein.

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In seiner Erklärung betonte Rentzing, dass er von niemandem zum Rücktritt gedrängt worden sei. „Eher das Gegenteil war der Fall. Ich habe diese Entscheidung allein mit meinem Herrn getroffen.“ Angesichts der gesellschaftlichen und kirchlichen Lage habe er der Kirche keine „öffentliche Debatte über einen vermeintlich rechtslastigen Landesbischof“ zumuten können. Er wäre danach auch nicht mehr in der Lage gewesen, sein Amt frei auszuüben, so Rentzing. „Ich hätte mich nicht mehr darauf verlassen können, dass man meine Worte und Taten akzeptiert, auch wenn man mit ihnen nicht voll übereinstimmt.“ Davon sei das Amt eines Bischofs in der Lutherischen Kirche jedoch abhängig.

Rentzing übt Kritik am Umgang mit seiner Person

Gleichzeitig übte der 52-Jährige aber auch Kritik am Umgang mit seiner Person. Von Anfang an sei von einer kleinen Gruppe in der Landeskirche nicht akzeptiert worden, dass er in das Amt des sächsischen Landesbischofs gewählt worden sei. „Formen der politischen Agitation und des politischen Kampfes sind dabei zur Anwendung gekommen, die schon im Bereich der Politik verderbliche Wirkung entfalten können.“ Im Bereich der Kirche würden sie das Entscheidende zerstören, die kirchliche Gemeinschaft. „Denn es gibt keine progressive, keine liberale und auch keine konservative Kirche. Es gibt nur die Kirche Jesu Christi“, so Rentzing.

Zuvor hatte der Leitende Bischof der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD), Ralf Meister, in seiner Predigt appelliert, in persönlichen Angelegenheiten auch das persönliche Gespräch zu suchen. „Petitionen über Personen sind gnadenloses Gift“, sagte Meister.  Damit nahm Meister Bezug auf eine Online-Petition, in der Rentzing aufgefordert worden war, sich „von allen nationalen, antidemokratischen und menschenfeindlichen Ideologien“ klar zu distanzieren.

"Reflektiert und besonnen" in Debatten eingebracht

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Synodalpräsident Otto Guse würdigte Rentzing als Theologen, der sich „reflektiert und besonnen“ in Debatten eingebracht habe. Wegen seiner Fähigkeit, Brücken zu bauen, sei er 2015 zum Landesbischof gewählt worden. Besonders wichtiges Anliegen seien ihm Gespräche gewesen. Auf diese habe er gesetzt, nicht auf Ausgrenzung. Manche indes hätten seine klare Positionierung vermisst.

DT/mlu

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