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Papst mahnt im Irak Bürgerrechte für alle an

Gott habe die Menschen gleich an Würde und Rechten geschaffen, so Franziskus in seiner Rede im Präsidentenpalast von Bagdad. Iraks Präsident erinnert an das Leid von Christen und Jeziden.
Papst Franziskus und Präsident Barham Saleh im Präsidentenpalast in Bagdad.
Foto: VATICAN MEDIA /CPP / IPA via www.imago-images.de (www.imago-images.de) | Papst Franziskus und Präsident Barham Saleh im Präsidentenpalast in Bagdad.

Papst Franziskus hat sich in Bagdad für die Bürgerrechte aller stark gemacht. „Man gebe allen Bürgern Raum, allen die bereit sind für das Gemeinwohl ihre eigenen Interessen zurückzustellen“, sagte der Papst in seiner Ansprache im Präsidentenpalast am Freitagnachmittag. Im Irak, wo 98 Prozent der 39 Millionen Einwohner Muslime sind, forderte Franziskus, „die Grundrechte aller Bürger zu garantieren“. Niemand dürfte als Bürger zweiter Klasse angesehen werden. Dabei argumentierte das Kirchenoberhaupt religiös: „Die Religion muss von ihrer Natur her im Dienst des Friedens und der Gerechtigkeit stehen.“ Gott habe alle Menschen gleich an Würde und Rechten geschaffen.

Er selbst komme als Pilger in die „Wiege der Zivilisation“, die über Abraham mit der Heilsgeschichte verbunden sei, sagte der Papst in seiner ersten Ansprache. „Gott lasse uns als Brüder und Schwestern gemeinsam unterwegs sein.“ Die Corona-Krise , von der der Irak schwer betroffen ist, sei auch ein Aufruf, unsere Lebensstile zu überdenken sowie „die Zukunft mehr auf dem aufzubauen, was uns eint als was uns trennt“. Der Irak habe viel unter der Geisel des Terrorismus, unter Fundamentalismus, Tod und Zerstörung gelitten, so der Papst, der die Jeziden als „unschuldige Opfer sinnloser Barbarei“ würdigte. Nun gelte es, „als Mitglieder einer Menschheitsfamilie“ den Prozess des Wiederaufbaus zu beginnen. Deutlich wandte sich der Papst gegen Korruption und Machtmissbrauch, warb für mehr Ehrlichkeit und Transparenz. Insbesondere den jungen Menschen müsse die Hoffnung auf eine bessere Zukunft gegeben werden.

„Ohne Christen ist der Orient nicht vorstellbar“

Iraks Staatspräsident Barham Ahmad Salih Quassim hieß den Papst „willkomen im Land der Propheten und der großen Religionen“. Der Papst habe eine „inspirierende Botschaft für alle“ und sei „ein lieber Gast“. Trotz aller Gewalt, der Tyrannei und des Terrorismus seien die Iraker stolz darauf, in Städten zu leben, in denen Juden, Christen, Muslime und Jesiden eng beieinander wohnten. „Das Läuten der Glocken vermischt sich mit dem Ruf des Muezzin“, so der Staatspräsident. Viele muslimischen Iraker hätte es als patriotische Pflicht gesehen, die Kirchen genauso zu verteidigen, wie ihre Moscheen. Der Präsident beschwor in seiner Begrüßungsrede „das Band der Vielfalt und des friedlichen Zusammenlebens“ und die „inspirierende Geschichte der friedlichen Koexistenz“. Heute sei es unerlässlich, den Kampf gegen den Terrorismus fortzusetzen.

Präsident Salih erinnerte an die Hunderttausenden Iraker, die verschleppt und ermordet wurden, an die Übergriffe gegen jezidische und turkmenische Bürger, an die Zerstörung von Kirchen und an das Leid der Christen: „Wir weinen um die Opfer des Terrorismus!“ Die einzige Lösung liege im Dialog und in der Zusammenarbeit. Die Christen des Orients hätten verschiedene Krisen erlebt, die sie zur Abwanderung gezwungen haben, doch „ohne Christen ist der Orient nicht vorstellbar!“ Der Präsident forderte eine „Rückkehr ohne Zwang“ und einen energischen Einsatz für wirtschaftliche Entwicklung und Stabilität. Die „Anhänger der Religionen des Propheten Abraham“ dürften keine Gewalt im Namen der Religion akzeptieren, so Salih.

Strenge Sicherheitsvorkehrungen

Der Papst war pünktlich um 12 Uhr auf dem Flughafen in Bagdad gelandet, wo er von Ministerpräsident Mustafa Al-Kadhimi unter den Klängen von Beethovens 9. Sinfonie willkommen geheißen wurde. Nach einer kurzen Unterredung mit dem Regierungschef im Flughafen wurde der Papst, flankiert von Reitern mit vatikanischen und irakischen Fahnen zum Präsidentenpalast geleitet.
Dieser erste Besuch eines Papstes im Irak findet unter strengen Sicherheitsmaßnahmen statt. Die Zahl der Christen wird auf 200.000 bis 300.000 geschätzt; vor dem Krieg von 2003 lebten mehr als eine Million Christen im Zweistromland. DT/sba

 


 

Die Tagespost berichtet umfassend vom Besuch des Papstes im Irak

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Lesen Sie eine ausführliche Analyse des Besuchs von Papst Franziskus im Irak am kommenden Donnerstag in Ihrer „Tagespost“.

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