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Nach Viganò-Papier: Müller übt Kritik an Reaktion der DBK

Im exklusiven Tagespost-Interview geht Kardinal Müller mit den deutschen Bischöfen ins Gericht – diese würden sich auf empörungsheischende Schlagzeilen beziehen. Mit ihm habe aber keiner der Mitbrüder gesprochen.
Kardinal Gerhard Ludwig Müller
Foto: Sebastian Kahnert (dpa-Zentralbild) | Der frühere Präfekt der Glaubenskongregation, Kardinal Gerhard Ludwig Müller, kritisiert die Distanzierung der DBK vom Viganò-Appell.

Nach einer ersten Stellungnahme vom Sonntag hat sich Kurienkardinal Gerhard Müller am Dienstag in einem exklusiven Interview gegenüber der Tagespost ausführlich zur Debatte um das Viganò-Papier geäußert. Mit der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), die sich bereits am Samstag eindeutig von dem Appell distanziert hatte, geht Müller darin scharf ins Gericht.

Wörtlich erklärt der emeritierte Präfekt der Kongregation für die Glaubenslehre, der selbst zu den prominentesten Unterzeichnern gehört: „Es wäre dringender gewesen, wenn die deutschen Bischöfe sich auf die Neuevangelisierung ihrer Diözesen geeinigt hätten, wie Papst Franziskus es gewollt hat, oder lautstark gegen die Christenverfolgung in der Welt aufträten, statt sich an einem 3-seitigen Papier hochzuziehen, das sicher - wie auch so mancher Text aus der DBK - nicht der Weisheit letzter Schluss ist, aber als Appell zum Nachdenken anregt.“

Auch Bischof Voderholzer hatte sich distanziert

Mit ihm habe keiner der Mitbrüder gesprochen, beklagt Müller. „Sie beziehen sich aber auf  empörungsheischende Schlagzeilen, auf die sich zu berufen oder denen zu widersprechen Zeitverlust bedeutet.“ Distanziert hatte sich zuvor auch Bischof Rudolf Voderholzer, der Kardinal Müller im Amt des Regensburger Bischofs nachgefolgt war. 

Voderholzer erklärte, er mache sich die Worte des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), Bischof Georg Bätzing „ausdrücklich zu eigen“. Bätzing hatte am Samstag gegenüber der Katholischen Nachrichtenagentur (KNA) erklärt: „Die Deutsche Bischofskonferenz kommentiert grundsätzlich keine Aufrufe einzelner Bischöfe außerhalb Deutschlands. Allerdings füge ich hinzu, dass sich die Bewertung der Corona-Pandemie durch die Deutsche Bischofskonferenz grundlegend von dem gestern veröffentlichten Aufruf unterscheidet.“

Müller weist Kritik an Unterschrift zurück

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In seiner ersten Stellungnahme gegenüber dieser Zeitung hatte Kardinal Müller Kritik an seiner Unterschrift bereits zurückgewiesen. Interessierte kirchliche Kreise hätten den Viganò-Text benutzt, um daraus „Empörungskapital gegen ihre vermeintlichen Gegner zu schlagen. Jeder nennt jetzt jeden Andersdenkenden Verschwörungstheoretiker. So waren es beispielsweise finstere konservative Kräfte, die den Papst bei der Amazonassynode ausgebremst haben“.

Der von Kardinälen, Bischöfen und katholischen Laien unterzeichnete Text „Veritas liberabit vos“, in dem die Einschränkung fundamentaler Freiheiten im Zuge der Corona-Bekämpfung kritisiert und vor Panikmache gewarnt wird, war am Donnerstag in mehreren Sprachen veröffentlicht worden. Neben Kritik am Umgang der Kirche mit den Gottesdienstverboten während der Pandemie warnen die Unterzeichner darin auch vor der „Schaffung einer Weltregierung, die sich jeder Kontrolle entzieht“.

DT/mlu

Für seine Unterschrift unter dem Viganò-Appell wurde Kardinal Müller heftig kritisiert. Würde er das Papier erneut unterschreiben? Die Antwort erfahren Sie im ausführlichen Interview in der kommenden Ausgabe der Tagespost.

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