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Mosambik: Papst ruft das Land zur Versöhnung auf

Der Auftakt des Besuchs von Papst Franziskus in Mosambik stand ganz im Zeichen des Friedens. Auf dem Flug dorthin hatte der Pontifex allerdings noch über innerkirchliche Konflikte gesprochen.
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Foto: Ben Curtis (AP) | Frieden und Versöhnung stehen im Mittelpunkt des Pastoralbesuchs von Papst Franziskus in Mosambik.

Bei seinem ersten Besuchstag in Mosambik hat Papst Franziskus das Land dazu aufgerufen, „eine neue Zeit des Friedens und der Versöhnung zu beginnen“. Vor Vertretern der Regierung, des öffentlichen Lebens und Diplomaten im Präsidentenpalast von Maputo würdigte er das jüngst erzielte Abkommen mit den Rebellen. Begonnen hatte der Friedensprozess mit dem Allgemeinen Abkommen von 1992 in Rom.

„Wie viele Dinge“, sagte der Papst, „sind seit der Unterzeichnung jenes historischen Abkommens geschehen, das den Frieden besiegelt und seine ersten Früchte gezeigt hat! Diese Früchte stärken die Hoffnung und geben Zuversicht, dass man nicht zulasse, Geschichte in der Weise eines Bruderkriegs zu schreiben, sondern in der Fähigkeit, sich als Brüder zu begreifen, als Kinder der gleichen Erde und als Verwalter eines gemeinsamen Erbes.“

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Der Präsident des Landes, Filipe Nyusi , sagte bei der gleichen Gelegenheit, sein Besuch bei Franziskus vor einem Jahr im Vatikan habe letztlich zur Unterzeichnung des Friedensabkommens mit den Rebellen vom vergangenen 6. August geführt. „Der ermutigende Rat, den Sie uns bei meinem offiziellen Besuch im Vatikan gegeben haben – nämlich den, mit erhobenem Haupt voranzugehen und alle Mosambikaner als Brüder und Schwestern zu betrachten –, dient uns allen hier in Mosambik als Leitfaden für den Dialog, den wir nun eingeleitet haben“.

Auch die Jugend kann den Frieden fördern

Anschließend fand am Donnerstagvormittag n einer Sporthalle in Maputo ein einstündiges interreligiöses Jugendtreffen statt. „Viele von euch sind in einer Zeit des Friedens geboren, eines mühsamen Friedens, der verschiedene Phasen erlebt hat – einige waren ungetrübter und andere angespannt“, sagte Franziskus in seiner Ansprache. „Der Frieden ist ein Prozess, den auch ihr voranbringen sollt, indem ihr stets eure Hand reicht, vor allem denen, die schwierige Augenblicke durchmachen.“

Die Macht der ausgestreckten Hand und der Freundschaft, die sich in konkreten Gesten zeigt, sei groß, meinte der Papst. Er denke an das Leid jener jungen Menschen, die voller Träume auf Arbeitssuche in die Stadt gekommen und heute ohne ein Zuhause seien, ohne Familie und ohne eine helfende Hand. „Wie wichtig ist es zu lernen, anderen eine helfende und ausgestreckte Hand zu bieten! Sucht auch in der Freundschaft zu denen zu wachsen, die anders denken als ihr, so dass die Solidarität unter euch zunimmt und die beste Waffe wird, um die Geschichte zu verändern.“

„Kardinal Müller ist wie ein Kind“

Bei der Begrüßung der mitfliegenden Journalisten auf dem Hinflug am Mittwoch war Papst Franziskus auf seine Kritiker zu sprechen gekommen. Es wurde ihm ein neues Buch über ihn gezeigt und Franziskus meinte spontan, das sei „eine Bombe“. Es sei ihm „eine Ehre, dass die Amerikaner mich angreifen“. Das Buch behandelt jüngere Skandale und Krise der Kirche, besonders den Fall McCarrick sowie die Vorwürfe des Ex-Nuntius Carlo Maria Vigano gegen Franziskus. Der Autor des Buchs, Nicolas Seneze von der Zeitschrift „La Croix“, beschreibt darin eine Aktion „konservativer Amerikaner“, die den Papst loswerden wollten. 

Nach diesen Worten des Papstes kommentierte der neue Papstsprecher Matteo Bruni, Papst Franziskus habe damit seine Kritiker gemeint, und nicht die amerikanischen Katholiken beleidigen wollen. „In einem informellen Kontext wollte der Papst sagen, dass er immer Kritik als Ehre betrachtet“, so Bruni, und fuhr wörtlich fort, „besonders wenn sie von wichtigen Denkern kommt, in diesem Fall aus einer wichtigen Nation“. 

Auf teilweise kritische Äußerungen des ehemaligen Glaubenspräfekten Kardinal Gerhard Müller angesprochen, meinte Franziskus bei derselben Gelegenheit, Müller habe gute Absichten, sei aber wie ein Kind. Wörtlich sagte Franziskus: „Er hat gute Absichten, er ist ein guter Mann. Der Papst mag ihn. Aber er ist wie ein Kind.“

DT/gho

Mehr über die Reise des Papstes nach Mosambik, Madagaskar und Mauritius lesen Sie in der nächsten Ausgabe der "Tagespost".

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