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Teresita Castillo: Mit zehn in die Mission

Teresita aus Spanien wollte bereits mit zehn Jahren Missionarin werden. Ein Gehirntumor verwehrte ihr den Wunsch. Das Zeugnis des Mädchens berührt viele Menschen.
Teresita Castillo
Foto: Archiv | Teresita kurz vor ihrem Tod mit der Urkunde, die sie zur Missionarin der katholischen Kirche ernennt. Das Erzbistum Madrid erfüllte der Zehnjährigen damit einen Herzenswunsch.

Der Tod der zehnjährigen Teresita Castillo am 7. März in Madrid „im Ruf der Heiligkeit“ berührt inzwischen viele Menschen in Spanien und darüber hinaus. Im Gespräch mit der „Tagespost“ erklärt Bischofsvikar Pater Angel Camino Lamelas, OSA, es seien bereits „Dutzende von Nachrichten von Gläubigen und Nicht-Gläubigen“ eingegangen, die von einem kleinen Mädchen bewegt sind, das „bereits beginnt, Missionarin zu sein“.

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Gebetet für andere Kinder

Missionarin mit zehn Jahren? Wie es dazu kam, erläutert Pater Camino im weiteren Gesprächsverlauf: „Am Welttag der Kranken, am 11. Februar, feierte ich die heilige Messe wie jedes Jahr im Krankenhaus. Anschließend wollte ich einigen Kranken die Kommunion bringen und die Krankensalbung spenden. Der Krankenhauspfarrer erzählte mir von Teresita. Als ich in ihr Zimmer kam, schaute ich zunächst auf die Mutter. In solchen Fällen denke ich an die Mutter Gottes. Am Fuß des Kreuzes ist Maria nicht verzweifelt. So habe ich diese Mutter gesehen: Keine einzige Träne, obwohl sie sechs Jahre lang auf einem regelrechten Kreuzweg verbracht hat. Dann schaute ich auf das Mädchen. Der Kopf war verbunden, aber ich konnte ihr Gesicht sehen. Mich überraschte, dass dieses kindliche Gesicht wie die Sonne strahlte. Dann sage sie mir: ,Ich bete, damit viele Kinder Jesus kennenlernen‘.“

Pater Camino weiter: „In diesem Augenblick unterbrach sie die Mutter: ,Teresita, sag dem Bischofsvikar, was Du werden willst‘. Ich erwartete so etwas wie: ,Ich will Sängerin oder Schauspielerin werden‘. Aber nein. Sie, eine Zehnjährige, schaute mir ganz fest in die Augen, und sagte: ,Ich möchte Missionarin werden‘. Ich antwortete – und ich bin davon überzeugt, dass es eine Eingebung des Heiligen Geistes war: ,Ich ernenne Dich auf der Stelle zur Missionarin der katholischen Kirche‘.“ Der Bischofsvikar ließ eine Urkunde anfertigen. „Darin schrieb ich ihre eigenen Worte: ,damit viele Kinder und Erwachsene gerettet werden können‘. Noch am selben Nachmittag fuhr ich wieder ins Krankenhaus, um ihr die Urkunde zu überreichen zusammen mit einem Missionarskreuz.“ 

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Sechsjähriger Kampf gegen Gehirntumor

Teresita wurde in Sibirien geboren und als Dreieinhalbjährige von Eduardo Castillo und Teresa de Diego nach Madrid adoptiert. Ebenfalls im Gespräch mit der „Tagespost“ erinnert sich Teresitas Mutter: „Sehr bald kam sie mit meinem Mann und mir täglich in die Kirche. Nach der Messe ging Teresita immer in die Sakristei, um den Priester zu begrüßen. Und sie begrüßte alle, denen sie begegnete, weil sie sehr gesellig war. Auch im Krankenhaus empfing sie die Kommunion jeden Tag, solange es noch ging.“  Ihr wurde bereits 2015 ein Hirntumor diagnostiziert. Nach einer Operation und anderthalb Jahren Chemotherapie schien der Tumor unter Kontrolle zu sein. Aber Ende 2018 wuchs er erneut. Es folgten einige Therapien, ehe Teresita im Januar 2021 wieder ins Krankenhaus eingeliefert werden musste. Zu einer Operation kam es nicht mehr wegen verschiedener Komplikationen und zuletzt auch wegen einer Coronavirus-Infektion.

Teresitas Wunsch, Missionarin zu werden, war kein Einfall; sie hatte diesen Wunsch schon lange geäußert. Laut ihrer Mutter hatte sie eine Animationsserie über Mutter Teresa gesehen und seitdem diesen Wunsch geäußert. Dies sei allerdings keine vorübergehende Erscheinung gewesen: Teresa de Diego berichtet von einem Audio, das bei der Einlieferung ins Krankenhaus aufgenommen wurde. Darin sprach Teresita von ihren Schmerzen: „Ich glaube, dass ich dadurch Missionarin werden kann.“ Teresitas Mutter: „Ich verstand, dass sie ihre Mission mit der Aufopferung ihres Leidens verband.“ Sie habe ihre Schmerzen denn auch „für die Kinder, die Gott nicht kennen“, aufgeopfert. Denn „sie hatte starke Schmerzen, insbesondere wenn die Ventile der Drainage verstopft waren“.

Zeugnis bereits in der ganzen Missionswelt Spaniens bekannt

In den letzten Wochen, in denen die Schmerzen stärker wurden, empfahl sie sich dem kürzlich in Assisi seliggesprochenen Carlo Acutis sowie der sich im Seligsprechungsprozess befindlichen Montserrat Grases an, die beide ebenfalls jung an Krebs verstarben. Noch am Abend des 11. Februar – so führt Bischofsvikar Pater Angel Camino gegenüber der „Tagespost“ aus – habe ihn der Missionsbeauftragte der Diözese angerufen: „Haben Sie ein kleines Mädchen im Krankenhaus zur Missionarin ernannt?“. Denn: „Teresitas Zeugnis ist bereits in der ganzen Missionswelt Spaniens bekannt geworden. Die Missionare haben sie zur Beschützerin für die Kinder in der Mission ernannt“. Auch das empfinde er als ein Wunder: „Dafür gibt es keine menschliche Erklärung“, so Pater Ángel Camino.

Auf der Homepage des Erzbistums Madrid heißt es über Teresita: „Ihre Missionsseele passte nicht in ihren zehnjährigen Körper.“ Inzwischen ziehen katholische Portale Vergleiche mit der „kleinen Therese“. Denn die als 24-Jährige verstorbene Karmelitin Thérèse von Lisieux (1873-1897), die Pius XI. 1927 (neben dem heiligen Jesuitenmissionar Franz Xaver) zur Patronin der Weltmission erklärte, verließ zeitlebens nie den Karmel von Lisieux.

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Tod eines Kindes Herausforderung für eine Gesellschaft, die das Leben immer weiter verlängern will

In einer Gesellschaft, die auf Teufel komm raus versucht, menschliches Leben immer mehr zu verlängern, muss der Tod eines Kindes eine Herausforderung sein. Denn nur im Glauben lässt sich verstehen, warum Gott – dessen Pläne für die Ewigkeit den Menschen verborgen bleiben – ein so junges Leben zu sich genommen hat: „Meine Gedanken sind nicht eure Gedanken und eure Wege sind nicht meine Wege“ (Jesaja 55). Nur Gott kennt den richtigen Augenblick, in dem ein Leben vollendet ist. Der heilige Josefmaria Escrivá erklärte es einmal mit einem Gleichnis: „Gott handelt nicht wie ein Jäger, der auf die kleinste Unachtsamkeit des Wildes wartet, um es zu erlegen. Gott ist wie ein Gärtner, der die Blumen pflegt, sie gießt, sie beschützt und sie nur dann abschneidet, wenn sie am schönsten sind, in voller Üppigkeit. Gott nimmt die Seelen, wenn sie reif sind.“

"Ich fühlte, dass Gott mich in den Himmel einlädt"

Teresita war bereit für den Himmel. In diesem Zusammenhang erzählt Teresa de Diego im Gespräch mit der „Tagespost“: „Als sie im Mai 2019 die Erstkommunion empfing, fragte ich sie: ,Was hast Du bei der Kommunion empfunden?‘ Teresita antwortete: ,Ich fühlte, dass Gott mich liebt, und mich in den Himmel einlädt‘.“ Ihr Tod, der inzwischen viele Menschen bewegt, legt ein eindrückliches Zeugnis dafür ab, dass ein vollendetes Leben nicht nach Menschenart an der Jahreszahl gemessen wird: „Früh vollendet, hat der Gerechte doch ein volles Leben gehabt“ (Weisheit 4).

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José García Erstkommunion Erzdiözese Krankensalbung Missionare Pius XI.

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