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McCarrick äußert sich erstmals nach Laisierung

Seit einem Jahr lebt der ehemalige Kardinal Theodore McCarrick zurückgezogen in der US-Amerikanischen Provinz. Gegenüber einer Reporterin hat er sich dort nun geäußert - und alle Vorwürfe gegen ihn zurückgewiesen.
McCarrick äußert sich öffentlich
Foto: Ritchie B. Tongo (EPA) | Auf die Frage der „Slate“-Reporterin, warum so viele Menschen gelogen hätten, indem sie Missbrauchsvorwürfe gegen McCarrick erhoben, antwortete dieser: „Ich denke, sie wurden dazu ermutigt, das zu tun.

Der wegen sexuellen Missbrauchs Minderjähriger in den Laienstand versetzte, ehemalige US-Kardinal Theodore McCarrick, hat sich erstmals seit seiner Entlassung aus dem Klerikerstand öffentlich geäußert. In einem Gespräch mit einer Journalistin des amerikanischen Online-Nachrichtenmagazins „Slate“ wies McCarrick die Vorwürfe gegen seine Person pauschal zurück: „Ich glaube nicht, dass ich die Dinge getan habe, die man mir vorwirft“, zitiert „Slate“ den ehemaligen Washingtoner Erzbischof. Und weiter: „Ich bin nicht so schlecht, wie man mich darstellt.“

"Ich war 60 Jahre lang Priester,
ich hätte nie etwas Derartiges getan"
Theodore McCarrick

In einer ausführlichen Reportage berichtet das Magazin über das Leben des ehemaligen Kardinals nach seiner Versetzung in den Laienstand. Der 89-Jährige lebt heute in einem Kapuzinerkloster in der Kleinstadt Victoria im US-Bundesstaat Kansas. Gegenüber der „Slate“-Reporterin habe McCarrick nur den Vorwurf explizit angesprochen, einen Jungen im Beichtstuhl misshandelt zu haben. Die Behauptung nannte McCarrick eine „schreckliche Sache“, und ergänzte: „Ich war 60 Jahre lang Priester, ich hätte nie etwas Derartiges getan.“

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McCarrick wird vorgeworfen, über einen längeren Zeitraum hinweg mindestens zwei minderjährige Jungen sexuell missbraucht haben. Zudem soll er sich über Jahrzehnte hinweg an Priestern und Seminaristen vergangen haben. Papst Franziskus entließ McCarrick daher im Februar dieses Jahres aus dem Klerikerstand. Bereits im Juli 2018, nachdem die Vorwürfe gegen ihn erstmals einer breiten Öffentlichkeit bekannt geworden waren, hatte Franziskus McCarrick die Kardinalswürde entzogen.

McCarrick: Viganò Vertreter der äußersten Rechten

Auf die Frage der „Slate“-Reporterin, warum so viele Menschen gelogen hätten, indem sie Missbrauchsvorwürfe gegen McCarrick erhoben, antwortete dieser: „Ich denke, sie wurden dazu ermutigt, das zu tun.“ In Bezug auf den Vorwurf, er habe Seminaristen in sein Strandhaus eingeladen, um sich dann dort an ihnen zu vergehen, verwies der ehemalige Kardinal darauf, dass auch viele seiner Gäste im Strandhaus nicht von Problemen berichtet hätten. Wer jedoch solch eine Kampagne gegen ihn orchestriert habe, vermochte McCarrick nicht zu sagen, sprach aber vage von „Feinden“.

Den italienischen Erzbischof Carlo Viganò beispielsweise, der vor gut einem Jahr mit massiven Vorwürfen gegen Papst Franziskus für Schlagzeilen gesorgt hatte, nannte McCarrick einen „Vertreter der äußersten Rechten“. Viganò hatte behauptet, Papst Franziskus habe schon seit Jahren von den Vorwürfen gegen McCarrick gewusst, diese jedoch ignoriert. Zu Viganò fügte McCarrick hinzu: „Ich möchte ihn nicht als Lügner bezeichnen, aber ich denke, dass auch einige Bischöfe gesagt haben, dass er nicht die Wahrheit spricht.“

DT/mlu

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