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Mazedoniens Orthodoxie strebt nach Anerkennung

Bartholomaios empfing mazedonische Politiker im Phanar und schürt damit Ängste vor neuen Fronten im orthodoxen Kirchenstreit.
Bartholomaios empfängt Gesandtschaft aus Mazedonien
Foto: Sascha Baumann (KNA) | Der Ökumenische Patriarch Bartholomaios I., Ehrenoberhaupt aller orthodoxen Christen weltweit, am 30. Mai 2017 in Tübingen.

Im Streit zwischen den orthodoxen Kirchen droht jetzt eine weitere Front: Nachdem der Ökumenische Patriarch von Konstantinopel, Bartholomaios, als Ehrenoberhaupt der weltweiten Orthodoxie bereits durch die Anerkennung der ukrainischen Autokephalie schwere Verwerfungen mit der Russisch-Orthodoxen Kirche ausgelöst hat, empfing er in dieser Woche auch eine Gesandtschaft aus Mazedonien. Die Mazedonisch-Orthodoxe Kirche stellt zwar die große Mehrheit der Gläubigen in der Republik Nordmazedonien, doch wegen des Widerstands der Patriarchate von Belgrad und Moskau ist sie weltkirchlich bislang nicht anerkannt.

Mazedonische Orthodoxie als "Erzeparchie von Ohrid"?

Auch die politischen Repräsentanten des seit 1991 unabhängigen Staates wünschen sich seit langem eine offizielle Anerkennung der Mazedonisch-Orthodoxen Kirche durch den Ökumenischen Patriarchen. Dass Bartholomaios nun gemeinsam mit drei ranghohen Metropoliten den mazedonischen Ministerpräsidenten Oliver Spasovski und dessen Vorgänger Zoran Zajev im Phanar zu Istanbul empfing, ist jedenfalls eine Zeichenhandlung. Mazedonischen Quellen zufolge wurde über den Wunsch gesprochen, die mazedonische Orthodoxie unter ihrem historisch älteren Titel als „Erzeparchie von Ohrid“ anzuerkennen. Unterstützt wird diese Forderung bislang nur von der bulgarischen Orthodoxie, die sich als Mutterkirche der Mazedonen sieht.

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Orthodoxe Kirche gegen Verwendung des Begriffs "Mazedonien"

Bereits im Vorjahr hatte das Oberhaupt der mazedonischen Orthodoxie, Erzbischof Stefan Veljanovski, im Gespräch mit der „Tagespost“ versichert, das Ökumenische Patriarchat habe ihm signalisiert, dass der Status seiner Kirche geklärt werden könnte, sobald der Streit um den Staatsnamen zwischen Athen und Skopje beigelegt sei. Durch die Umbenennung des Staates von „Mazedonien“ zu „Nordmazedonien“ ist das seit dem Vorjahr der Fall. Die griechisch-orthodoxe Kirche opponierte stets gegen die politische und kirchliche Verwendung des Begriffs „Mazedonien“; ob sie auch gegen eine kirchliche Anerkennung der „Erzeparchie von Ohrid“ anhaltenden Widerstand leisten würde, bleibt abzuwarten.

DT/sba

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