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Kräutler: Diskussion über viri probati nicht beendet

Er verstehe nicht, warum Papst Franziskus in seinem nachsynodalen Schreiben nicht auf das Thema der viri probati eingehe, so der Amazonas-Bischof. Man könne die Ausführungen des Papstes aber auch „positiver“ lesen.
Amazonas-Bischof Erwin Kräutler
Foto: KNA | Nach Ansicht Kräutlers habe die Amazonas-Synode dazu gedient, die Debatte über das Thema der viri probati zu lancieren.

Knapp eine Woche nach der Veröffentlichung des nachsynodalen Papstschreibens „Querida Amazonia“ zeigt sich der Amazonas-Bischof Erwin Kräutler „perplex“, da Papst Franziskus in seinen Ausführungen nicht auf das Votum der Teilnehmer der Amazonas-Synode eingeht, sogenannte viri probati zu Priestern zu weihen. Wie viele weitere Leute verstehe er nicht, warum diese Maßnahme nicht in das päpstliche Schreiben aufgenommen worden sei, meint Kräutler im Gespräch mit dem Schweizer Portal "kath.ch". „Ich finde es sehr seltsam, dass es in dem Text keinerlei Anspielung darauf gibt, obschon sich mehr als zwei Drittel der Bischöfe dafür ausgesprochen haben“, so Kräutler.

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Kräutler: Thema "viri probati" wird weiter zur Sprache gebracht

Gleichzeitig betont der österreichische Geistliche, der von 1981 bis 2016 Bischof der Prälatur Xingu im Amazonas-Gebiet war, dass man die Entscheidung des Papstes, nicht auf den Aspekt einer potenziellen Priesterweihe von viri probati einzugehen, auch „positiver“ sehen und feststellen könne dass er die Diskussion darüber nicht beendet habe. Er denke, so Kräutler, dass das Thema weiterhin zur Sprache gebracht werde, „insbesondere von Bischöfen die, wie ich, an der Synode für die Weihe von ,viri probati' gestimmt haben“.

Nach Ansicht Kräutlers habe die Amazonas-Synode dazu gedient, die Debatte über das Thema der viri probati zu lancieren. „Denn im Grunde gingen wir nicht davon aus, dass der Papst dem sofort zustimmen würde.“ Zuerst müsse man zu einer Vereinbarung gelangen, die von der katholischen Kirche auf der ganzen Welt akzeptiert werde. Die Behauptung, der Papst sei Druckversuchen ausgesetzt gewesen, weist Bischof Kräutler zurück. Er sei aber überzeugt, „dass es viele Interventionen gab, die darauf abzielten, das Thema ,viri probati' außen vor zu lassen“. Man solle jedoch nicht vergessen: „Der Papst hat die Schlussfolgerungen der Synodenväter umgehend veröffentlicht und dabei gesagt, ,Querida Amazonia' würde nicht an deren Stelle treten.“

"Sehr zufrieden" mit drei päpstlichen Visionen

Darüber hinaus betont Kräutler, dass er „sehr zufrieden“ sei mit drei Visionen, die Franziskus in seinem nachsynodalen Schreiben darlege – mit der vierten allerdings „nur zur Hälfte“. Der Inhalt von „Querida Amazonia“ sei dort ausgezeichnet, wo e um die soziale kulturelle und ökologische Vision gehe. Bei diesen drei thematischen Schwerpunkten hat der Papst wirklich das zum Ausdruck gebracht, was wir, die Bischöfe, sehen wollten.“

Die vierte, kirchliche Vision breche jedoch in der Mitte ab: „Beim Lesen nahm ich plötzlich einen Bruch wahr, einen Übergang von einem Traum zu einer sehr pragmatischen Sichtweise“ so der 80-Jährige. Viele würden diesen Teil des Schreibens „sehr merkwürdig“ finden, da er mit einem Wechsel des Stils einher gehe.

DT/mlu

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