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Sensible Liturgiereform

Neue Heilige und Präfationen: Der Vatikan entwickelt die 'alte' Liturgie weiter.
Tridentinische Messe: Sensible Liturgiereform
Foto: KNA | Der vorkonziliare Ritus war bei manchen Priestern mit der krankhaften Angst vor Fehlern verbunden. Die Liturgiereform war somit auch ein psychologisches Phänomen.

Als Benedikt XVI. vor nunmehr 13 Jahren die ‚alte Messe‘ mit seinem Motu proprio „Summorum Pontificum“ wieder allgemein als ‚außerordentliche Form des römischen Ritus‘ zugänglich machte, verband er dies mit dem Wunsch einer gegenseitigen Befruchtung von Alt und Neu. Sein Wunsch, dass neue Heiligenfeste und Präfationen die ‚alte‘ Messe bereichern, wird nun durch eine sensible Reform erfüllt.

Dabei macht auch der Vatikan unter Papst Franziskus deutlich, dass die alte Liturgie kein eingefrorenes Artefakt Ewiggestriger ist, sondern dass man sie als lebendiges Eigentum der ganzen Kirche auffasst. Dabei ist es keineswegs so, dass es zu einer einseitigen Anpassung an die erneuerte Liturgie gekommen ist.

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Offener Reformprozess

Wie bereits die Wiederzulassung der Kar- und Osterliturgie, wie sie vor den Reformen Pius XII. gefeiert wurde, betrachtet man den Reformprozess als offen auch für ältere Gebräuche und Traditionen. Die Anweisungen der Glaubenskongregation machen es den „Tradis“ nun wieder möglich, die großen Heiligenfeste während der Fastenzeit liturgisch zu feiern. Das hatte das Messbuch von 1962 unterbunden. Die ‚neuen‘ Präfationen entstammen ohnedies alten und ältesten Quellen der westlichen Liturgie.

Zugleich sind die Veränderungen nicht zwingend vorgeschrieben. Hier ist eine Rücksichtnahme gegenüber jenen zu vermuten, die jeder Veränderung am letzten Messbuch, das vor dem Konzil erschien, ablehnend gegenüberstehen.

Keine Anpassung an 'Neue Messe'

Ob und wann sich der Heilige Stuhl entschließen wird, ein neues Missale Romanum für die ältere Form vorzulegen, steht noch nicht fest, aber die Befürchtung einer Angleichung an die Liturgie der Postkonzilszeit werden Anhänger der ‚alten Messe‘ nicht befürchten müssen.

Ob für eine ähnlich sensible Weiterentwicklung des neuen Ritus unter stärkerer Berücksichtigung der Tradition Maßstäbe gesetzt worden sind, ist aber nicht absehbar. Papst Franziskus legte das Projekt einer „Reform der Reform“ autoritativ auf Eis.

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Simon Kajan Liturgiereformen Papst Franziskus Pius XII. Synoden

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