Die menschliche Geschwisterlichkeit und die Bewahrung der Schöpfung stellen den einzigen Weg zur umfassenden Entwicklung des Menschen und zum Frieden auf Erden dar. Dieser Kerngedanke der Enzyklika „Fratelli tutti“ von Papst Franziskus ist nicht neu. Aber das jüngste Lehrschreiben aus Rom rundet gewissermaßen das Pontifikat des Jesuitenpapstes ab. Nach „Laudato sì“ vor fünf Jahren und der Amazonassynode fasst Franziskus seine Verkündigung zu den sozialen Fragen dieser Zeit zusammen, die mit der Corona-Epidemie nochmals eine Verschärfung erfahren haben.
Ein Muslim stand Pate
Selbst sein immer wieder zitiertes Lieblingsgleichnis Jesu zur menschlichen Brüderlichkeit – das vom barmherzigen Samariter – nimmt eine zentrale Stellung in der Enzyklika ein. Das Besondere: Ein hoch gestellter Muslim, mit dem er 2019 die Erklärung von Abu Dhabi unterschrieben hat, stand Pate bei dieser Botschaft und findet in ihr auch Erwähnung. In einer vielschichtigen Welt kann nur die Geschwisterlichkeit die Unterschiede der Religionen und Kulturen auf das Gute hin zusammenbinden.
Brüderlichkeit – auch im Vatikan
Die Botschaft ist wichtig, aber auch, wer sie wann verkündet. Der Vatikan ist von beispiellosen inneren Verwerfungen gezeichnet. Man wartet auf einen Prozess, mit dem der Krieg der Dossiers und der Kardinäle ein Ende findet. Es geht um das liebe Geld – wie überall auf der Welt. Wenn es Franziskus und der Vatikanjustiz nicht gelingt, die mit dem Fall Becciu verbundenen Fragen aufzuklären, würde das die moralische Autorität von „Fratelli tutti“ erheblich untergraben.
Weitere Hintergründe zur Enzyklika "Fratelli tutti" erfahren Sie in der kommenden Ausgabe der Tagespost.