Die Liturgie ist vermintes Gelände. Schon als Gottesdienst-Präfekt Kardinal Robert Sarah im Sommer 2017 von der „Reform der Reform“ sprach, fuhr ihm das vatikanische Medienamt über den Mund: Der Ausdruck sei bisweilen „Quelle von Missverständnissen“ gewesen. Als die Glaubenskongregation im März der außerordentlichen Form des römischen Ritus ein leichtes Lifting verpasste, entsprach das genau der Intention von Papst Benedikt. „Im Übrigen können sich beide Formen des Usus des Ritus Romanus gegenseitig befruchten“, hatte der Papst 2007 im Begleitbrief zu „Summorum Pontificum“ geschrieben, „das alte Messbuch kann und soll neue Heilige und einige der neuen Präfationen aufnehmen.“ Dennoch gab es jetzt einen Aufstand von Liturgieexperten.
Traditionalisten wittern Verrat
Dann wurde bekannt, dass der Vatikan unter dem Weltepiskopat eine Befragung zu den Erfahrungen mit der alten Messe gestartet hat. Jetzt witterten die Traditionalisten Verrat: Will Papst Franziskus die außerordentliche Form des Ritus kippen? Diese ewige Aufregung um alte und neue Messe war für Kardinal Kurt Koch dann der Anlass, laut über ein „Zusammenwachsen“ der beiden Formen des römischen Ritus nachzudenken. Doch gegenüber der „Tagespost“ dämpft er allzu forsche Erwartungen: „Dies ist jedoch in der heutigen polemischen Situation kaum möglich.“ Woher kommt diese Polemik?
Zwei Weisen des Kirche-Seins
Nach wie vor sind die beiden unterschiedlichen Formen vor allem der Messfeiern zwei unterschiedliche Ausdrucksweisen des Kirche-Seins. Darum geht es. Benedikt XVI. hat in seinem Pontifikat nie in der außerordentlichen Form zelebriert. Nur die allerwenigsten Kardinäle und Bischöfe der Weltkirche haben das getan. Das vom deutschen Papst gewünschte Sich-Befruchten der alten und der neuen Form ist nicht geschehen. Die Fronten sind verhärtet. Papst Franziskus macht keine Anstalten, das Thema der Liturgie wirklich anzupacken. Der Streit wird in den kommenden Generationen wohl allmählich aus der Kirche herauswachsen müssen.
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