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Kardinal Woelki erneuert Zweifel am „Synodalen Weg“

Die unveränderbare kirchliche Lehre dürfe nicht zur Disposition gestellt werden, meint der Kölner Kardinal im Blick auf den bevorstehenden „Synodalen Weg“.
Woelki erneuert Zweifel am "Synodalen Weg"
Foto: Julia Steinbrecht | Der „Primat der Evangelisierung“ sei es, „der uns mit der Sendung des Herrn verbindet“, meinte Kardinal Woelki. Ohne Evangelisierung würde die Kirche nicht existieren.

Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki hat seine Bedenken am „Synodalen Weg“ wiederholt. Die Maßgaben des Glaubens, die zum unveränderbaren Bestand kirchlicher Lehre gehörten, „können und dürfen“ nicht zur Disposition gestellt werden. Schon der Eindruck, der von der Deutschen Bischofskonferenz zusammen mit dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken beschlossene kirchliche Reformprozess sei eine quasi-parlamentarische Abstimmung über den Glauben, müsse unterbunden werden. So äußerte sich der Kölner Erzbischof jüngst im Ramen der Vollversammlung des Kölner Diözesanrates in Bergisch Gladbach.

Bedeutung der Evangelisierung für den "Synodalen Weg"

Besonders hob Woelki Bedeutung der Evangelisierung für den „Synodalen Weg“ hervor. Alles kirchliche Handeln müsse und könne nur unter diesem Aspekt gesehen werden, so Woelki.  Der „Primat der Evangelisierung“ sei es, „der uns mit der Sendung des Herrn verbindet“. Ohne Evangelisierung würde die Kirche nicht existieren.

Download: Ansprache des Kölner Kardinals Rainer Maria Woelki vor dem Diözesanrat in Bergisch Gladbach

Auch Papst Franziskus habe in seinem Brief an die deutschen Katholiken dazu ermutigt, den „Synodalen Weg“ im Blick auf die evangelisierende Erneuerung der Kirche zu gehen. Zudem habe er betont, dass die katholische Kirche in Deutschland nicht nur über materiellen Reichtum verfüge, sondern auch über einen „beachtlichen geistlichen Schatz, der sich immer wieder neu entdecken, heben und nutzen lässt“.

Gefahr, zentrale Elemente der Glaubenslehre preiszugeben

Zugleich warnte der Kölner Kardinal vor der „irrigen Meinung“, die derzeitigen Probleme der Kirche ließen sich mit Strukturreform lösen. Der „Synodale Weg“ berge bisher das große Risiko, „vornehmlich, ja beinahe ausschließlich strukturelle Änderungen in den Blick und schließlich auch in Angriff zu nehmen“. Man sage zwar einerseits, diese besäßen eine Relevanz für die Evangelisierung, räumte er ein. „Zugleich berühren sie aber zentrale Elemente der Glaubenslehre und der kirchlichen Verfasstheit, die in der Gefahr stehen, mit sogenannten Strukturveränderungen preisgegeben zu werden.“ Die vier Synodalforen und ihre Themen sprächen dazu Bände.

Der voraussichtlich im Dezember beginnende „Synodale Weg“ will sich mit den vier Themenblöcken „Macht, Partizipation, Gewaltenteilung“, der kirchlichen Sexualmoral, der priesterlichen Lebensform sowie Frauen in kirchlichen Ämtern befassen.

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Autorität des kirchlichen Lehramtes nicht hintergehbar

Anstelle einer „perfekt ausgearbeiteten Strukturreform“ forderte Woelki „die von der unbändigen Kraft des Heiligen Geistes geschenkte Freude am Evangelium“, um auf dem „Synodalen Weg“ voranzukommen. Einerseits gelte es, die breite Beteiligung von Gläubigen aus allen Bereichen kirchlichen Lebens zu ermöglichen, um so eine wirkliche Repräsentanz des Gottesvolkes darzustellen. „Ihnen kommt aus der Kraft von Taufe und Firmung das hohe und verantwortungsvolle Gut der Beratung jener Themen zu, die in den Mittelpunkt des Synodalen Weges gestellt werden.“

Andererseits müsse das bischöfliche, kollegiale Lehr- und Leitungsamt zur bindenden Grundlage werden. Dies würden sowohl Papst Franziskus wie auch das Gutachten des Päpstlichen Rates für die Gesetzestexte hervorheben. Damit berühre man eine für den heutigen Mainstream schwierig zu akzeptierende Glaubensposition, „nämlich die der Autorität des kirchlichen Lehramtes“. Diese sei allerdings „nicht hintergehbar“ und sichere der Kirche ihre Verankerung im apostolischen Glauben. Eine kirchliche Synode könne nicht anstreben, Übereinkünfte „wie in der Politik“ zu treffen.

"Wer meint, die Gleichberechtigung von
Mann und Frau existiere kirchlicherseits
,noch nicht einmal auf dem Papier', blicke [...]
in den Katechismus der Katholischen Kirche"
Kardinal Rainer Maria Woelki, Erzbischof von Köln

Darüber hinaus betonte Woelki, dass die katholische Kirche keine Engführung, sondern eine umfassende Reform benötige. Wichtige Anliegen wie die Stellung der Frau in der Kirche dürften keineswegs ausgespart werden, gleichzeitig aber auch nicht auf den Zugang zum priesterlichen Dienst fixiert bleiben. Auch zur Forderung, die Position der Frau in der katholischen Kirche zu stärken, nahm der Kardinal Stellung: „Wer meint, die Gleichberechtigung von Mann und Frau existiere kirchlicherseits ,noch nicht einmal auf dem Papier', blicke einfach in den Katechismus der Katholischen Kirche.“ Dort werde er schnell eines Besseren belehrt.

DT/mlu

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