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Kardinal Müller weist Kritik zurück

Es sei „typisch deutsch“, dass man aus der Geschichte nichts lernen wolle, kommentiert Kurienkardinal Gerhard Müller die Kritik an seinem Vergleich eines Beschlusses der ersten Synodalversammlung mit dem Ermächtigungsgesetz.
Müller reagiert auf Kritik an Nazi-Vergleich
Foto: A4658/_Andreas Arnold (dpa) | Die „Linken" in Kirche und Gesellschaft identifizierten sich durch ihre Doppelmoral und ihre glänzende Unfähigkeit, mit Argumenten auf Sacheinwände zu antworten, Kardinal Müller.

Kurienkardinal Gerhard Müller hat die Kritik an seiner Stellungnahme zum Synodalen Weg zurückgewiesen. Der Empörung aufgrund seines Vergleichs mit dem Ermächtigungsgesetz hielt Müller im Gespräch mit dem US-Portal „LifeSiteNews“ entgegen, es sei „typisch deutsch“, dass man aus der Geschichte nichts lernen wolle. Die „Linken" in Kirche und Gesellschaft identifizierten sich durch ihre Doppelmoral und ihre glänzende Unfähigkeit, mit Argumenten auf Sacheinwände zu antworten. Die unaufhörliche persönliche Anprangerung derer, die nicht zu ihrem ideologischen Lager gehörten, als „erzkonservativ, fundamentalistisch, rechtslastig“, wolle einschüchtern. Das sei in Wirklichkeit nur das Ausspielen ihrer Macht gegen die Vernunft.

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Müller spricht von "suizidalem Akt"

Der Kardinal hatte zuvor von einem suizidalen Akt gesprochen, wenn die Mehrheit der Vollversammlung des Synodalen Wegs dafür votiert habe, dass ihre Entscheidungen auch dann gültig seien, wenn sie der katholischen Doktrin widersprächen. Der frühere Präfekt der Glaubenskongregation verglich diese Entscheidung mit dem Ermächtigungsgesetz, welches die Weimarer Verfassung abgeschafft hatte.

Sich in diametralen Gegensatz zur geoffenbarten Lehre des Glaubens zu setzen und dafür dann noch den Heiligen Geist zu bemühen, sei ein grober Klotz, der sich seinen groben Keil wohl verdient habe, stellte der Kardinal zur Kritik an seiner Einschätzung dar. In der Geschäftsordnung war beschlossen worden, an Beschlüssen auch dann festzuhalten, wenn sie gegen die Lehre der Kirche stehen. Auch zur Machtfrage äußerte sich Müller erneut. „Ich kritisiere nicht, dass die Laien zu viel Macht beanspruchen oder sie ihnen verleihen wird“, so der Kardinal. Er wende sich vielmehr dagegen, dass das Wesen und die Sendung der Kirche, des Leibes Christi und Tempel des Heiligen Geistes, mit den Kategorien von Macht und Prestige durch Selbstsäkularisierung verfälscht werde.

Pfeffer: Müllers Äußerungen sind "destruktiv"

Nach seiner Stellungnahme zur ersten Vollversammlung des Synodalen Weges gegenüber „LifeSiteNews“ hatte es massive Kritik aus Deutschland an den Äußerungen des Kardinals gegeben. Wer einen solchen Vergleich anstelle, schrieb der Jesuitenpater Bernd Hagenkord in in seinem Blog, habe entweder kein historisches Wissen oder handele absichtlich, um eine Debatte zu vergiften. Müllers Äußerungen seien, „unmenschlich", so der geistliche Begleiter des Synodalen Weges wörtlich.

Der Vorsitzende des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Thomas Sternberg, stellte fest, es gebe eine Art Kritik, die sich selbst beurteile. Das von Müller gesagte sei so weit von der Realität entfernt, dass es nicht ernst genommen werden könne. Kardinal Müller stelle sich, so Sternberg, gegen die große Übereinstimmung der katholischen Gläubigen und die große Mehrheit der bischöflichen Mitbrüder. Klaus Pfeffer, Generalvikar des Bistums Essen, bezeichnete Kardinal Müllers Äußerungen als "destruktiv“. Franz Jung, Bischof von Würzburg nannte Müllers Worte „sehr fehl am Platz“. Dem von den Bischöfen und dem ZdK angestoßenen Dialog zur Zukunft der Kirche in Deutschland lägen Beschlüsse der Bischofskonferenzen zugrunde.

DT/pwi

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