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Kardinal Müller: Traditionis custodes schränkt „Alte Messe“ drastisch ein

Mit dem neuen Motu proprio hege der Papst die Absicht, die außerordentliche Form langfristig zum Aussterben zu verdammen, so Kardinal Gerhard Müller. Doch sein Urteil fällt nicht durchwegs kritisch aus.
Kardinal Müller in Altötting
Foto: Sven Hoppe (dpa) | Vermisst am neuen Motu proprio eine „stringente und logisch verständlich theologische Argumentation“: Kardinal Gerhard Müller.

Der deutsche Kurienkardinal Gerhard Müller sieht in dem neuen Motu proprio von Papst Franziskus, „Traditionis custodes“, eine „drastische Einschränkung“ der Zelebration der heiligen Messe in der außergewöhnlichen Form des römischen Ritus. „Die klare Absicht ist es, die außerordentliche Form langfristig zum Aussterben zu verdammen“, so Müller in einem Gastbeitrag für das US-Portal „The Catholic Thing“.

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Müller vermisst stringente theologische Argumentation

Das Begleitschreiben zu dem Motu proprio, in dem der Papst seine Beweggründe darlege, ist nach Ansicht Müllers eine „Präsentation seiner subjektiven Reaktion“. Eine „stringente und logisch verständlich theologische Argumentation“ wäre angemessen gewesen. Die päpstliche Autorität bestehe nicht darin, von den Gläubigen oberflächlich lediglich Gehorsam zu verlangen, „indem sie formal ihren Willen unterwerfen, sondern viel wesentlicher darin, den Gläubigen zu ermöglichen, in geistiger Zustimmung überzeugt zu sein“.

Im Messbuch von 1962 sei die Homogenisierung des Ritus aufgebrochen, um einem mechanischen Vollzug zugunsten einer inneren und äußeren aktiven Partizipation aller Gläubigen in ihrer jeweiligen Sprache und Kultur Einhalt zu gebieten. Die Einheit des lateinischen Ritus sollte laut Müller jedoch dank derselben liturgischen Grundstruktur und der präzisen Orientierung der Übersetzungen am lateinischen Original erhalten bleiben.

Müller warnt vor Lagerbildung

Gleichzeitig weist Kardinal Müller darauf hin, dass der Papst unter bestimmten Umständen auch weiterhin die Zelebration des außergewöhnlichen römischen Ritus erlaube. „Zurecht weist er auf die zentrale Stellung des römischen Kanons im neueren Missale als Herzstück des römischen Ritus hin.“ Dies garantiere, dass die römische Liturgie in ihrer Essenz, ihrer organischen Entwicklung und ihrer inneren Einheit weiter fortdauere. 

Etwas mehr Kenntnis der katholischen Dogmatik und der Liturgiegeschichte, so Müller abschließend, könnten der „unglücklichen Formierung“ oppositioneller Lager entgegenwirken und den Bischöfen die Versuchung ersparen, „in autoritärer, liebloser und engstirniger Weise gegen die Anhänger der ,alten‘ Messe zu handeln“.  DT/mlu

Weitere Hintergründe erfahren Sie in der kommenden Ausgabe der Tagespost.

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