Der New Yorker Kardinal Timothy Dolan hat US-Präsident Donald Trump für das gewaltsame Eindringen seiner Anhänger in das Kapitol verantwortlich gemacht. „Gerade der Mann, der eine Stimme der Vernunft sein sollte und uns dazu ermutigen sollte, dem Gesetz und der Ordnung zu folgen, nämlich der Präsident – war wohl derjenige, der die Flammen geschürt hat“, so Dolan in einem Video, das er am Sonntag auf seinem Twitter-Account veröffentlichte.
Bisher: Trump-Bewunderer
Solch klaren Worte gegenüber Trump sind von dem Kardinal einer der bedeutendsten Städte Amerikas ungewöhnlich: Zuvor stand Dolan wegen seiner engen Beziehungen zu Trump in Kritik: Ende April nahm er an einer Telefonkonferenz mit dem Präsidenten zur Besprechung staatlicher Unterstützung für katholische Bildungseinrichtungen teil – allerdings zusammen mit 600 weiteren führenden US-Katholiken. Zudem erklärte Dolan am Tag darauf bei der Sendung "Fox&Friends“, dass er die Führungskompetenz Trumps „bewundere“. Daraufhin unterzeichneten 1.500 führende Katholiken des Landes einen Brief gegen Dolan.
Vorwurf: Rhetorik vieler Führungskräfte spaltet das Land
Am Tag der Stürmung des Kapitols hatte Präsident Trump seine Anhänger zu einer „Rettet Amerika Demonstration“ eingeladen. Dort sprach er erneut darüber, dass die Wahl von den Demokraten gestohlen worden sei. Zusätzlich verurteilte er die „schwachen Republikaner“, die sich nicht dagegen wehren würden. „Wir werden ihnen die Art von Stolz und Kühnheit geben, die sie brauchen, um unser Land zurückzugewinnen“, so Trump in seiner Rede. Zum Schluss seiner Ansprache rief er die Teilnehmer der Demonstration auf, zum Kapitol zu gehen: „Ich weiß, dass jeder hier bald zum Kapitol gehen wird, um sich friedlich und patriotisch Gehör zu verschaffen“, so Trump.
Kardinal Dolan verurteilte nicht nur die Rhetorik des Präsidenten, sondern vieler Führungskräfte im Land:
So würden sie das Land nur weiter spalten, anstatt Spaltungen zu überbrücken. „Es gibt heute viele Stimmen in unserem Land und sehr viele davon sind bei weitem nicht hilfreich.“ Der Großteil von ihnen seien „Besserwisser, die uns sagen, was wir tun sollen“ und so noch weiter Öl ins Feuer der Gewalt und der Spaltung gießen würden. „Vielleicht gibt es da draußen zu viele Stimmen, und vielleicht müssen wir Gott dem Vater zuhören.“ DT/vwe
Um Noch-Präsident Donald Trump wird es zunehmend einsamer. Wie sich nun auch langjährige republikanische Weggefährten von Trump absetzen, und weshalb ein zweites Amtsenthebungsverfahren kaum Aussicht auf Erfolg haben wird, erfahren Sie in der kommenden Ausgabe der Tagespost.