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Käßmann: Trauerkultur durch neue Begräbnisformen gefährdet

Anonyme Bestattungen oder privatisiertes Gedenken mit einer Urne zuhause würden die zivilisatorische Errungenschaft des öffentlichen Totengedenkens gefährden, meint die ehemlige EKD-Ratsvorsitzende Margot Käßmann.
Die ehemalige EKD-Vorsitzende Margot Käßmann
Foto: Holger Hollemann (dpa) | Die evangelische Theologin plädiert für eine traditionelle Bestattung mit Trauerfeier und Beileidsbekundungen am Grab.

Die ehemalige Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Margot Käßmann warnt vor einem Verlust der Trauerkultur in Deutschland. Anonyme Bestattungen oder auch privatisiertes Gedenken mit einer Urne zuhause oder einem aus Asche gefertigten „Schmuckstück“ würden die zivilisatorische Errungenschaft des öffentlichen Totengedenkens gefährden. Das schreibt Käßmann in der aktuellen Ausgabe ihrer Zeitschrift „Mitten im Leben“.

Traditionelle Bestattung mit Trauerfeier und Beileidsbekundungen

Die evangelische Theologin plädiert für eine traditionelle Bestattung mit Trauerfeier und Beileidsbekundungen am Grab. Diese drücke Verbundenheit mit den Angehörigen über den Tod hinaus aus. „Das ist ein gutes Ritual, das Menschen bestärkt“, so Käßmann. Aus Kostengründen oder Bequemlichkeit darauf zu verzichten, sei falsch.

"Trauerkultur sagt etwas darüber aus,
wie wir Menschen wertschätzen"
Margot Käßmann, evangelische Theologin

Darüber hinaus betont Käßmann, dass beispielsweise auch Hartz-IV-Empfänger das Recht auf eine ortsübliche Bestattung hätten. „Trauerkultur sagt etwas darüber aus, wie wir Menschen wertschätzen“, so die frühere Bischöfin. Auf einem Friedhof würden Lebensgeschichten erzählt. Auch sie selbst besuche gerne Friedhöfe.

DT/pm/mlu

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