Nach Ansicht des Görlitzer Bischöfe Wolfgang Ipolt sind die Streitpunkte des Synodalen Wegs „im Wesentlichen nicht die Fragen, die unserer Gläubigen haben“. Die Machtfrage, die den Bischöfe oft vorgehalten werde, erklärt Ipolt im Gespräch mit der Tagespost, werde von den Gläubigen im Bistum Görlitz gar nicht so gestellt. Er habe den Eindruck, nah an den Gläubigen zu sein und sei noch nie mit dem Vorwurf konfrontiert worden, diese zu bevormunden. Sein Anliegen sei vielmehr die Neuevangelisierung: In Predigten und bei kirchlichen Veranstaltung versuche er immer wieder, auch die „Basics des Glaubens“ zu stärken. Dafür seien die Menschen dankbar.
Zwischen den Teilnehmern des Synodalen Wegs gebe es seiner Wahrnehmung nach allerdings "tiefe Gräben": „Da sind Spannungen, die darf man nicht einfach wegdiskutieren“, so Ipolt. Auf der einen Seite würden mit sehr emotionalisierter Argumentation Erwartungen vorgetragen, auf der anderen Seite finde eine theologische Auseinandersetzung statt. Ipolts Einschätzung: „Wenn Emotionen und Theologie aufeinanderprallen, dann wird es schwierig.“
Eine Lanze brechen für die einfachen Gläubigen
Unzufrieden ist der Görlitzer Bischöfe auch mit dem Diskussionsklima beim Synodalen Weg: Zum einen missfalle ihm der Ton, in dem oft Kritik geäußert werde. Wenn Menschen, die selbst Angestellte der Kirche seien, „das eigene Nest beschmutzen“, müsse man daran erinnern, dass es das Geld der Gläubigen sei, mit dem die Kirche sie bezahle, erinnert er. Genauso verhalte es sich mit dem Synodalen Weg an sich: „Diese Veranstaltung, wer bezahlt sie denn? Wer gibt dieses Geld?“, fragt Ipolt. Es seien die einfachen Gläubigen, die in die Kirche gingen. Für sie wolle er „eine Lanze brechen“, deren Glauben müsse man stärken.
Zum anderen äußert sich der Görlitzer Bischöfe kritisch zu einem oftmals sehr theologischen Niveau der Diskussion, dem „einfache Gläubige oft nicht folgen können“. Daher plädiere er dafür, ein theologisches Fundament aufzubauen, auf dem alle Seiten – Bischöfe, Laien, Frauen und Männer – lernen müssten, gemeinsam zu reden. „Das sehe ich im Augenblick als die größte Herausforderung an“, so Ipolt.
Positives Fazit zu Regionenkonferenzen
Positiv äußert sich Ipolt zum Format der Regionenkonferenzen, wie sie Anfang September zeitgleich in fünf deutschen Städten stattfanden. Dort seien mehr Leute zu Wort gekommen, und es habe keine langen Wartezeiten vor den einzelnen Wortmeldungen gegeben. Auch für die weiteren Versammlungen des Synodalen Wegs könnte sich Ipolt ein ähnliches Format durchaus vorstellen, zumal man noch nicht wisse, in welchem Rahmen sich die Veranstaltungen aufgrund der Coronavirus-Pandemie überhaupt fortsetzen ließen. Die Bischöfe hätten im Rahmen ihrer Herbstvollversammlung entsprechende Vorschläge besprochen, über die jetzt das Präsidium des Synodalen Wegs entscheiden müsse. DT/mlu
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