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Im Einzelfall verheiratete Priester

Das Abschlussdokument der Amazonas-Synode schlägt Papst Franziskus vor, den Weg zur Priesterweihe von Ständigen Diakonen zu öffnen.
Abschluss der Amazonas-Synode im Vatikan
Foto: Alessandra Tarantino (AP) | Die Amazonas-Synode votiert für die Priesterweihe verheirateter Ständiger Diakone im Einzelfall und schlägt dem Papst vor, die Frage des Frauendiakonats an eine neu aufgelegte Expertenkommission bei der ...

Die römische Kurie hatte gebremst und in der letzten Beratungswoche haben die lateinamerikanischen Synodalen schließlich Druck gemacht: 600 bis 800 Eingaben sollen es gewesen sein, mit denen die zwölf Sprachgruppen der Versammlung den für viele viel zu gemäßigten Entwurf für das Abschlussdokument aus der Redaktionskommission auf die Linie der Synodenmehrheit brachten. Am späten Samstagnachmittag präsentierten die beiden Sondersekretäre, Kurienkardinal Michael Czerny SJ und Bischof David Martinez der Aguirre Guinea OP aus Peru vor den Journalisten die Ergebnisse.

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Das Thema Diakoninnen war sehr präsent

Die Amazonas-Synode votiert demnach laut Synodentext für die Priesterweihe verheirateter Ständiger Diakone im Einzelfall und schlägt dem Papst vor, die Frage des Frauendiakonats an eine neu aufgelegte Expertenkommission bei der Glaubenskongregation zu verweisen. Die Weihe von Diakoninnen sei auf der Synode „sehr präsent“ gewesen, heißt es im Schlussdokument. Die Empfehlung der Priesterweihe Ständiger Diakone und der weiteren Vertiefung der Frage des Frauendiakonats erhielten dann auch die meisten Gegenstimmen bei der Schlussabstimmung am Samstag, 41 beziehungsweise 30 der insgesamt 185 stimmberechtigten Synodalen.

Eine vierfache Bekehrung

Ansonsten spricht das Schlussdokument von einer vierfachen Bekehrung: der pastoralen – die Kirche der Zukunft solle eine samaritanische, barmherzige, solidarische Kirche sein, eine „magdalenische“ Kirche, „die sich geliebt und versöhnt fühlt und mit Freude und Überzeugung den gekreuzigten und auferstandenen Christus verkündet“. Sodann eine kulturelle Bekehrung: Das Schlussdokument wirbt für eine Allianz mit den amazonischen Völkern. Sie spricht von der Notwendigkeit, „Attentate gegen das Leben und die Gemeinschaften Indigener“ anzuzeigen und Projekte zu demaskieren, die deren Rechte einschränken.

In den Abschnitten über die ökologische Bekehrung spricht der Synodentext von einer „sozioökologischen Krise“ noch nie dagewesenen Ausmaßes. Die Kirche müsse sich dringend mit der unbegrenzten Ausbeutung des „gemeinsamen Hauses und seiner Bewohner“ auseinandersetzen. Und schließlich die synodale Bekehrung: Für ein neues Miteinander brauche es eine Kultur des Dialogs und des Zuhörens, der geistlichen Unterscheidung und des Konsenses. Die Synode stellt diese Aufgabe als dringlich heraus, um „Klerikalismus und willkürliche Eingriffe“ zu überwinden.

Ein amazonischer Ritus

Ein weiterer Vorschlag der synode an den Papst ist die Schaffung eines amazonischen Ritus: Eine Kommission solle sich, angelehnt an die Gebräuche der einheimischen Völker, an die Ausarbeitung eines solchen Ritus machen, in dem das liturgische, theologische, disziplinäre und geistliche Erbe Amazoniens zum Ausdruck kommt. Dieser würde zu den bereits in der katholischen Kirche existierenden 23 Riten hinzutreten. Gemeint sind vor allem die ostkirchlichen Riten. Ein Vorschlag, den Kardinal Kurt Koch, der Präsident des vatikanischen Einheitsrats, skeptisch beurteilt: Die Ostkirchen seien „aus alten orthodoxen Traditionen“ gekommen und hätten diese mitgebracht, als sie die Einheit mit Rom suchten. In der Amazonas-Region sehe er dagegen „nicht viel, auf das man historisch aufbauen könnte“, so Koch gegenüber der Katholischen Nachrichtenagentur.

Das Netzwerk REPAM geht vorsichtig auf Distanz

Es wird erwartet, dass Papst Franziskus dem Schlussdokument noch in diesem Jahr ein postsynodales Apostolische Schreiben folgen lässt, dass dann bindende Kraft hat. Noch vor der Veröffentlichung des definitiven Synodentextes am Samstag gab das panamazonische Netzwerk REPAM eine Erklärung heraus, die sich vom Schlussdokument der Synode in gewisser Weise distanziert: Es sei zwar „ein sehr wichtiges Werkzeug“, aber es werde „letztlich nicht entscheidend sein“ für die „neuen Wege“, die die Kirche in Amazonien gehen wolle. Ausdrücklich fordert das REPAM dazu auf, „nicht denen in die Falle zu gehen, die nichts ändern wollen und die es gerne sähen, wenn das alles hier jetzt zu Ende wäre“.

Die ins Auge gefasste Weihe Ständiger Diakone zu Priestern könnte auch ein Stichwort für den „Synodalen Weg“ der Kirche in Deutschland sein. Der Vorschlag der Bischöfe an den Papst lautet, Kriterien und Verfügungen zusammenzustellen, um geeignete und in ihrer Gemeinde anerkannte Männer zu Priestern zu weihen, die schon Ständige Diakone sind, eine angemessene Ausbildung für das Priestertum erhalten und in einer legitimen und stabilen Familie leben. Und einige Synodenväter schlugen vor, sich dieser Frage auch universalkirchlich zu nähern, heißt es in dem Synodentext.

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