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Gemeinschaft von Bose: Erfolgsprojekt in der Krise

Der Vatikan hat entschieden, dass Enzo Bianchi, die von ihm gegründete Gemeinschaft von Bose verlassen soll. Das kommt überraschend.
Enzo Bianchi
Foto: Pierre-Antoine Pluquet (CIRIC) | Enzo Bianchi, Gründer der Klostergemeinschaft Bose, am 24. September 2018 in Ars-sur-Formans (Frankreich).

Die Ende Mai bekannt gewordene Entscheidung des Vatikans, dass Enzo Bianchi, der Gründer der in Italien ansässigen Gemeinschaft von Bose, mit drei weiteren Mitgliedern Bose verlassen solle, kam einer Recherche der Tagespost zufolge überraschend. 

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Gute Kontakte nach Rom

Bianchi habe gute Kontakte nach Rom gehabt. Noch im Januar 2019 traf er sich mit Papst Franziskus, der Bianchis Projekt zu dessen 50. Jubiläum einmal als „leuchtendes Zeugnis der Radikalität des Evangeliums“ bezeichnete. Die Kommunität von Bose, die sich selbst als „monastero“ (Kloster) bezeichnet, entstand 1965 in einem Ortsteil von Bollengo, östlich von Ivrea, unter dem Eindruck des Zweiten Vatikanischen Konzils. Bianchi versammelte zwischen piemontesischen Hügeln Gläubige aus drei Konfessionen, um an das Leben der frühen Christen anzuknüpfen. Zuletzt lebten gut 90 Männer und Frauen in Bose, nahezu alle Laien wie der Gründer.

Bianchi selbst tat sich publizistisch hervor. Er schrieb nicht nur in katholischen Blättern, sondern auch in den Tageszeitungen La Stampa und La Repubblica. Von Benedikt XVI. wurde er zu zwei Synodalversammlungen als Experte berufen; unter Franziskus wurde er Berater im Päpstlichen Rat für die Förderung der Einheit der Christen. Bose galt als Erfolgsprojekt progressiver Couleur, das Bianchi für solche Aufgaben empfahl. Dabei stand Bianchi in Fragen von Familien- und Sexuallehre nur auf wackligem katholischem Boden. Die Madonna von Fatima bezeichnete er sogar als „nicht glaubwürdig“, weil sie nicht die Shoah vorhergesagt hätte.  Antonio Livi von der Päpstlichen Lateranuniversität warnte deswegen eindringlich vor den „atheistischen Mönchen“ von Bose. Noch im Februar dieses Jahres sagte Bianchi: „Wenn wir gehen, dann gehen wir für immer“. Das löste Irritationen über Bianchis Auferstehungstheologie aus.

Eingriff der Kurie mit langer Vorgeschichte

Doch die Zeiten, in denen Netzwerke und Förderer den selbsternannten „Abt“ von Bose geschützt haben, scheinen nunmehr vorbei. Der Eingriff der Kurie hat eine lange Vorgeschichte. Denn in Bose brodelte es. Bereits 2014 waren die „Spannungen“ so intensiv, dass Bianchi sich genötigt sah, externe Hilfe herbeizurufen. Die Kommunität hält sich bei den Details bedeckt, spricht jedoch von Missständen hinsichtlich der „Ausübung von Autorität“ und einer Trübung des brüderlichen Klimas. Mit der Autorität dürfte Fehlverhalten in der Amtsführung Bianchis gemeint sein. Die Visitation, der ein Benediktinerabt und eine Trappistenäbtissin angehörten, verlief im Sand - weitere Hintergrundinformationen in der nächsten Ausgabe.

DT/reg

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