Der Essener Generalvikar Klaus Pfeffer hat den bundesweiten „Thesenanschlag 2.0“ der katholischen Reformbewegung „Maria 2.0“ als ein „Zeichen von großer Wucht“ bezeichnet. Die Thesen würden in ihrer Schärfe unmissverständlich klarmachen, „wie sehr sich die Konfliktlage in unserer Kirche inzwischen zugespitzt hat“, so Pfeffer. Gleichzeitig mahnte er dazu, den Protest „sehr ernst“ zu nehmen, da er aus der Mitte der Kirche komme und „einer breiten Mehrheit der Gläubigen aus dem Herzen“ spreche.
Pfeffer: Auseinandersetzung mit Erneuerung reicht nicht mehr aus
Am Wochenende vor der digitalen Frühjahrsvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) hatten Anhänger der Initiative „Maria 2.0“ in ganz Deutschland an mehreren Dom- und Kirchentüren sieben Thesen aufgehängt, um so für grundlegende Reformen in der Katholische Kirche zu demonstrieren. Die Thesen wurden auch an die Tore des Esseners Doms geheftet, sowie an einige weitere Pfarrkirchen im Bistum Essen.
In seiner Stellungnahme betonte das Ruhrbistum, man setze sich seit Jahren offensiv damit auseinander, wie die Kirche erneuert werden könne. Er habe jedoch den Eindruck, so Generalvikar Pfeffer, dass dies nicht mehr ausreiche. „Eine immer größer werdende Zahl von katholischen Gläubigen in Deutschland – selbst die treuesten der Treuen – ist nicht mehr bereit, unsere Kirche zu unterstützen, wenn es keine sehr grundsätzlichen Veränderungen gibt, die die Ursachen vieler trauriger Leidensgeschichten beseitigen.“
Pfeffer appellierte aber auch, trotz der unterschiedlichen Auffassungen respektvoll miteinander umzugehen. „Uns alle verbindet ein gemeinsamer Glaube, der uns trägt und miteinander verbindet.“
Maria 2.0 fordert "Zugang zu allen Ämtern für alle Menschen"
In den sieben Thesen, gerichtet „an alle Menschen, die guten Willens sind“, fordert die Reformbewegung unter anderem den Zugang zu allen Ämtern für alle Menschen und eine „wertschätzende Haltung und Anerkennung gegenüber selbstbestimmter achtsamer Sexualität und Partnerschaft“. Die zölibatäre Lebensform dürfe keine Voraussetzung für die Ausübung des Weiheamtes sein; Taten sexualisierter Gewalt müssten umfassend aufgeklärt, Verantwortliche zur Rechenschaft gezogen und Ursachen konsequent bekämpft werden.
Darüber hinaus betont „Maria 2.0“ in den Thesen, dass alle Gläubigen teilhaben müssten am Sendungsauftrag der Kirche; „Macht wird geteilt“. Zudem kritisiert die Reformgruppe, dass „Prunk, dubiose Finanztransaktionen und persönliche Bereicherung kirchlicher Entscheidungstsräger“ das Vertrauen in die Kirche „tiefgreifend erschüttert“ hätten. Die Kirchenleitung hätte ihre Glaubwürdigkeit verspielt: „Sie schafft es nicht, sich überzeugend Gehör zu verschaffen und sich im Sinne des Evangeliums für eine gerechtere Welt einzusetzen.“ DT/mlu
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