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Erzbischof Schick: „Da ist Luft nach oben“

Es gelte, den Wert und die Freude am Evangelium neu zu entdecken, meint der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick. Für den innerkirchlichen Reformprozess mahnt er, im Geist Jesu miteinander die richtigen Wege zu finden.
Erzbischof Schick: Fähig werden, das Evangelium zu verkünden
Foto: David Ebener (dpa) | Das Ziel müsse es sein, in der Kirche in Deutschland einiges wegzunehmen, was das Evangelium hindert, meint der Bamberger Erzbischof Schick.

Herr Erzbischof, Ihre Predigt bei der  Frühjahrsvollversammlung  lässt sich auf die Formel bringen: missionarisch sein oder abdanken. Wo sehen Sie die Kirche in Deutschland auf diesem Spannungsbogen?

Das ist Luft nach oben. Wir drehen uns im Augenblick im Kreis und leider auch um uns. Es ist wichtig, den Wert und die Freude am Evangelium neu zu entdecken - das hat ja auch etwas mit Selbstmissionierung zu tun – und dann das Wertvolle an unserem Glauben, an Christus, am Evangelium und an den Werten und Tugenden, die darin sind, den Menschen wieder nahezubringen. Das wird das Leben der Menschen bereichern. Wir haben derzeit viele Probleme in der Gesellschaft: Populismus, Nationalismus, Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus. Wenn das Evangelium unser Leben bestimmt, wird weggespült werden was nicht zu einer christlich geprägten Kultur dazugehören kann.

"Der Synodale Weg soll zwar ein Weg
der Evangelisierung sein. Aber die Evangelisierung
hat immer zwei Seiten einer Medaille"

Sie sprachen heute von der Evangelisierung als Weg und als Ziel durch den Synodalen Weg. Die Zielsetzung zu verstehen wird aber schwieriger, je unterschiedlicher das Wort Evangelisierung verstanden wird. Ist denn, um einen Satz von Thomas Söding aufzugreifen, alles, was beim Synodalen Weg geschieht, bereits Evangelisierung?

Das kann man so nicht sagen. Der Synodale Weg soll zwar ein Weg der Evangelisierung sein. Aber die Evangelisierung hat immer zwei Seiten einer Medaille: Zum einen reinigt das Evangelium: „Kehrt um“, lautet der Ruf Jesu. Das gilt auch für den Synodalen Weg, bei dem es Positionen gibt, die einfach festgelegt sind und nach der Auffassung einiger am Ende herauskommen müssen. Das ist eigentlich nicht evangeliumsgemäß.

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Was wäre evangeliumsgemäß?

Dem Evangelium entspricht es, im Geist Jesu miteinander die richtigen Wege zu finden. Das Ziel muss sein, dass wir in der Kirche in Deutschland auch einiges wegnehmen, was das Evangelium hindert. Es hat Glaubensabfall, Missbrauch und Finanzskandale gegeben. Das muss im Synodalen Weg besprochen werden, damit wir, von diesen Hindernissen befreit, fähig werden, das Evangelium zu verkünden. Das heißt natürlich auch, dass wir die ganze Welt im Blick haben müssen.

Könnten Sie jemandem, der dem christlichen Glauben fernsteht, in einem Satz erklären, was heute Mission ist?

Mission ist die Sendung Jesu, sein Evangelium in das Leben möglichst aller Menschen hineinzubringen, damit sie aus seinem Geist glauben, hoffen und lieben.

"Evangelisierung muss immer die Elemente
der Kirche haben: das Evangelium lesen,
Anbetung und Meditation, an der Liturgie
teilnehmen und der caritative Aspekt"

Welche Orte kennen Sie, an denen überzeugend missioniert wird?

Für mich ist die Anbetung vor dem Allerheiligsten ein wichtiger Ort der Evangelisierung. Er bekehrt mich und lässt mich mein Versagen und meine Schuld vor Jesus bekennen und einsehen. Dann spüre ich, dass ich innerlich erneuert werde und neue Kraft bekomme, für ihn zu leben. Auch Wallfahrten sind ein wichtiger Ort der Evangelisierung. Wenn ich in Afrika oder Asien Menschen treffe und oft mit ihnen auf Wallfahrten gehe, spüre ich, dass der Glaube wieder in Bewegung kommt. Auch wenn Menschen mitgehen, die nicht glauben, geht ihnen dabei etwas auf. Ich habe immer erfahren, dass Wallfahren dem Glauben Beine macht. Ein wichtiger Ort der Evangelisierung sind auch Krankenbesuche. Ich besuche jede Woche mindestens einen Kranken. Evangelisierung muss immer die Elemente der Kirche haben: das Evangelium lesen, Anbetung und Meditation, an der Liturgie teilnehmen und der caritative Aspekt. Wenn alle drei zusammenkommen, entwickelt sich der Glaube am besten.

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Regina Einig Dr. Ludwig Schick Erzbischöfe Evangelisierung und Evangelisation Evangelium Jesus Christus

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