Der Erzbischof von Hamburg, Stefan Heße, sieht sich weiterhin schweren Vorwürfen ausgesetzt. Nachdem jüngst bekannt wurde, dass das nördlichste Erzbistum Deutschlands in eine heftige finanzielle Schieflage geraten ist, nimmt nun auch der persönliche Druck auf Erzbischof Heße immer weiter zu. Seit einigen Tagen steht der Vorwurf der Vertuschung von sexuellem Missbrauch an Kindern gegen den früheren Personalchef des Erzbistums Köln im Raum.
Hohe Haftstrafe erwartet
Der konkrete Fall eines Priesters, der mehrere Kinder aus seiner Verwandtschaft sexuell missbraucht haben soll, kommt demnächst zur Verhandlung. Fachleute rechnen mit einer hohen Haftstrafe für den angeklagten Priester. In diesem Zusammenhang wird dem heutigen Erzbischof von Hamburg Vertuschung vorgeworfen. Die Bildzeitung hatte von einem belastenden Dokument berichtet, welches Erzbischof Heße in seiner damaligen Funktion als Personalchef des Erzbistums Köln mit seinem Handzeichen versehen haben soll.
Handschriftliches Protokoll
In dem bezeichneten Dokument habe Heße seinerzeit laut Bild einem Verfahren zugestimmt, das die Erstellung eines handschriftlichen Protokolls vom Gespräch mit dem beschuldigten Priester ermöglichte. Damit sei die Option auf Vernichtung der Aufzeichnungen gegeben gewesen. Es solle so die Beschlagnahme eines möglicherweise gerichtsverwertbaren Protokolls verhindert worden sein, wie Bild berichtet. Noch in der vergangenen Woche hatte der Erzbischof von Hamburg dpa gegenüber abgestritten, einem solchen Verfahren zugestimmt zu haben.
Ein Sprecher des Erzbistums Köln allerdings widerspricht inzwischen der Darstellung von Erzbischof Heße. Die Bildzeitung zitiert ihn wie folgt: „Erzbischof Heße hat laut einem Vermerk seiner damaligen Sekretärin dem beschriebenen Vorgehen (handschriftlich, Möglichkeit der Vernichtung der Gesprächsnotiz) zugestimmt.“ DT/pwi
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