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Dogmatiker verteidigt Aufbruchsbewegungen gegen Kritik

In Aufbruchsbewegungen finden Menschen in die Freundschaft mit Jesus Christus und in lebendige Gemeinschaft, meint der Schweizer Theologe Martin Brüske. Das kirchliche Establishment stigmatisiere die Szene jedoch zur „Schmuddelecke“. Dies sei brutale Ausgrenzungrhetorik.
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Foto: Gebetshaus Augsburg | Als Beispiele für Aufbruchsbewegungen nennt Brüske das Augsburger Gebetshaus, die „Home Mission Base“ in Salzburg oder auch die „Nightfever“-Bewegung.

Der Schweizer Dogmatiker Martin Brüske verteidigt jugendliche Aufbruchsbewegungen in der katholischen Kirche gegen den Widerspruch des kirchlichen Establishments. Es sei jene zur „Schmuddelecke“ stigmatisierte Szene, in der die Kirche in den Seelen erwache. „Dort finden Menschen in die Freundschaft mit Jesus Christus und in lebendige, verbindliche Gemeinschaft. Sie werden Subjekte ihres Glaubens und finden den Weg in die geistliche Selbstständigkeit“, schreibt der Theologe in einem Beitrag für die Tagespost.

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Die Dynamik verschwindet so schnell nicht

Als Beispiele für Aufbruchsbewegungen nennt Brüske, der einen Lehrauftrag für ökumenische Theologie und Dogmatik an der Uni Freiburg / Schweiz innehat, das Augsburger Gebetshaus, die „Home Mission Base“ in Salzburg oder auch die „Nightfever“-Bewegung. „Sie füllen nach Weihnachten das Augsburger Messegelände und zu Pfingsten den Salzburger Dom.“ In den Bewegungen stecke eine Dynamik, die nicht vermuten lasse, dass sie schnell wieder verschwinde. Diese Dynamik als Randerscheinung abzutun, falle immer schwerer.

Brüske beklagt jedoch, dass sich das kirchliche Establishment der sozialwissenschaftlich wohlbekannten Technik des „Labeling“ bediene, um die Bewegungen zu diffamieren: „Man schafft ein Stigma und definiert die Schmuddelecke, wo die Schmuddelkinder wohnen. Wer zu den Guten gehören will, darf nicht mit ihnen spielen.“ Im Falle der Aufbruchsbewegungen sei das wohl infamste Etikett jenes des „Religionspopulismus“, wie es der Freiburger Theologe Magnus Striet erfunden habe.

Brüske kritisiert Etikett "Religionspopulismus"

Dieses Etikett, so Brüske, erfülle seinen Zweck. „Es ist vage genug, dass viele meinen, etwas unter ihm zu verstehen. Es enthält genügend pejoratives Gift, um das Ressentiment derer zu bedienen, die durch die religiöse Intensität der Aufbruchsszene sich infrage gestellt fühlen, auf dass die eigene Welt wieder in Ordnung kommt.“ Den Kritikern hält Brüske entgegen: „So kommunizieren Christenmenschen nicht untereinander. Wer eine solche brutale Ausgrenzungsrhetorik fährt, sollte Wörter wie Dialog oder Pluralismus nicht mehr in den Mund nehmen.“  DT/mlu

Der Ausgrenzung der Aufbruchsbewegungen liegt nach Büskes Ansicht „Clash“ zweier religiöser Kulturen und zweier Vergemeinschaftungs- oder Sozialformen des Christentums zugrunde. Um welche Kulturen es sich dabei handelt, erfahren Sie in der Sonderbeilage „welt&kirche“ in der kommenden Ausgabe der Tagespost.

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