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Die vergessene Typologie der Geschlechter

Wie ein französischer Konzilstheologe der Debatte um die Rolle der Frau in der Kirche eine neue Tiefe zu verleihen vermag.
Markus Lersch
Foto: André Druschel | Der Theologe Markus Lersch lehrt Dogmatik in Siegen.

Warum schließt die Kirche die Weihe von Frauen aus? Der französische Theologe Louis Bouyer begründete den Ausschluss mit der symbolischen Bedeutung der Geschlechter, der er eine positive schöpfungstheologische und soteriologische Bedeutung beimisst. Die Geschlechterdifferenz ist somit Bestandteil des göttlichen Schöpfungs- und Erlösungsplans und dessen wesentliche Voraussetzung.

Die Frau ist das vollkommene Geschöpf

Der Dogmatiker Markus Lersch beleuchtet in der Tagespost-Beilage „welt&kirche“ zur Begleitung des Synodalen Wegs der katholischen Kirche in Deutschland die theologische Geschlechteranthropologie Bouyers. Dabei kommt er zu dem Schluss, dass nicht der Mann, sondern die Frau das vollkommene Geschöpf und das abschließende Mysterium der Schöpfung ist.

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Bouyer hat in dem weithin vergessenen Essay „Mystère et ministères de la femme“ eine Typologie der Geschlechter vorgelegt. Anlass war die 1976 veröffentlichte Erklärung „Inter insigniores“ der Glaubenskongregation, die als erste explizite Stellungnahme des römischen Lehramts zur Frage der Frauenordination betrachtet wird und die lehramtliche Argumentation bis heute prägt.

Für Bouyer hat die symbolische Bedeutung der Geschlechter nicht nur negativ gegen die Möglichkeit der Frauenordination ins Feld geführt. Vielmehr hat er ihr eine positive schöpfungstheologische und soteriologische Bedeutung beigemessen, die Geschlechterdifferenz also als Bestandteil des göttlichen Schöpfungs- und Erlösungsplans beschreibt. DT/ska

 

Wie Louis Bouyer der Diskussion um die Rolle der Frau in der Kirche auch auf dem "Synodalen Weg" eine neue Tiefe zu verleihen vermag, lesen Sie in der kommenden Ausgabe der "Tagespost".

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