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Der Absturz des Kardinal Becciu

Der Präfekt der Heiligsprechungskongregation, Giovanni Angelo Becciu, tritt von seinem Amt zurück und verzichtet auf seine Rechte als Purpurträger.
Kardinal Becciu tritt ab
Foto: Gregorio Borgia (AP) | Kardinal Angelo Becciu ist von seinem Amt als Präfekt der vatikanischen Kongregation für Heilig- und Seligsprechungen zurückgetreten.

Eine dürre Mitteilung des vatikanischen Presseamts hat am Donnerstagabend bekannt gemacht, dass Kardinal Giovanni Angelo Becciu (72), der Präfekt der Heilig- und Seligsprechungskongregation des Vatikans, von diesem Amt zurückgetreten ist und auf alle mit der Kardinalswürde verbundenen Rechte verzichtet. Papst Franziskus habe diesen Entschluss Beccius angenommen.

Solch einen Vorgang hat es in der Römischen Kurie noch nie gegeben. Becciu war von 2011 bis 2018 Substitut im vatikanischen Staatssekretariat, das heißt als Leiter der ersten Sektion für die inneren Angelegenheiten des Heiligen Stuhls zuständig. In seine Zeit fiel die Investition des Vatikans in eine Londoner Immobilie, die keine Gewinne abwarf, sondern später durch weitere Geldmittel des Vatikans, auch aus dem Guthaben des Peterspfennigs, gestützt werden musste.

Gegenspieler von Kardinal George Pell

Die vatikanische Staatsanwaltschaft ermittelt in dieser Angelegenheit seit Ende vergangenen Jahres gegen Mitarbeiter des Staatssekretariats und der vatikanischen Finanzaufsicht wegen Korruption. Becciu hat es immer mit Verweis auf diese laufenden Ermittlungen abgelehnt, über seine Verantwortlichkeiten in dem Immobiliengeschäft Auskunft zu geben. Der spätere Präfekt der Heiligsprechungskongregation galt in seiner Zeit im Staatssekretariat als Gegenspieler von Kardinal George Pell, der als Chef des Wirtschaftssekretariats für mehr Transparenz und Kontrolle bei den Vatikanfinanzen sorgen wollte.

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Ein beispielloser Vorgang

Becciu hätte noch mindestens drei Jahre die Heiligsprechungskongregation leiten können – wenn nicht sogar noch einige wenige Jahre länger –, sein nächster öffentlicher Auftritt wäre Mitte Oktober die Seligsprechung des mit 15 Jahren verstorbenen Italieners Carlo Acutis in Assisi gewesen.

Dass ein Kardinal seine Funktion als engster Berater des Papstes abgibt, ist äußerst selten. Zuletzt verlor 2018 der Missbrauchstäter Theodore McCarrick die Kardinalswürde. Aber Becciu war kein Kardinal in den Vereinigten Staaten, sondern die Nummer drei im Vatikan. Mit dem Verzicht Beccius auf die Rechte als Kardinal zählt der Kreis der Papstwähler noch 121 Purpurträger, die jünger als achtzig Jahre sind.

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