Fleisch. Medium des Begehrens. Warm, durchblutet, fühlend im Getast der Haut – die Sinne sitzen im Fleisch –, zum Schmerz fähig, verletzbar: Im Fühlen des Fleisches fühlt sich das Leben. Manche, die sich nicht mehr als lebendig spüren, weil sie im Fleisch so verletzt wurden, dass sie sich retten konnten nur durch den inneren Rückzug aus dem Fleisch, ritzen sich, damit sie wissen: Ich bin noch da! Fleisch. Leben das leben will. Ursprünglicher Ort menschlicher Vitalität also. Leben, das in seiner Bedürftigkeit begehrt. Bedürftiges Leben, nicht fähig, sich aus sich selbst zu erhalten. „Denn alles Fleisch, es ist wie Gras.“ Bedürftiges Begehren: Das zeigt ja auch Hinfälligkeit, Endlichkeit, Vergänglichkeit an.
Würzburg
Das gerettete Fleisch
Mensch-sein bedeutet Fleisch-sein. Will die katholische Sexualmoral erfolgreich sein, muss sie das Begehren und die Sinnenhaftigkeit des Leibes mit einschließen.