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Bischof Oster kritisiert Rahners Rassismus-Vorwurf deutlich

Nach den Äußerungen der Tübinger Theologin Johanna Rahner müsse man sich fragen, wer die eigentlichen Spalter seien, meint der Passauer Bischof Stefan Oster. Vom Rassismus-Vorwurf fühle er sich selbst getroffen.
Bischof Stefan Oster kritisiert Rahners Rassismus-Vorwurf
Foto: Romano Casanova | Die Tatsache, dass die Positionen, die in Deutschland Mehrheiten zu haben scheinen, weltweit keineswegs mehrheitlich geteilt würden, finde dagegen kaum Berücksichtigung, so Oster.

Der Passauer Bischof Stefan Osterübt deutliche Kritik an den Äußerungen der Tübinger Theologin Johanna Rahner, wonach jeder ein „Rassist“ sei, der nicht für die Gleichberechtigung von Frauen in der Kirche eintrete. In einem Beitrag auf seinem Blog schreibt Oster, Rahner würde „in einer bisher nicht gekannten Zuspitzung der Ausdrucksweise“ in einen wachsenden Chor derer einstimmen, die in denjenigen die eigentlichen Spalter in der Kirche sehen, „die aus Respekt vor dem Lehramt und eigener Überzeugungen an der geltenden, und nun ja, tatsächlich katholischen Lehre festhalten und sie verkünden“.

"Welche Effekte produziert man mit einer solchen
Verwendung des Begriffes ,Rassismus' bei den Menschen,
die tatsächlich Opfer von Rassismus sind?“
Stefan Oster, Bischof von Passau

„Welche Effekte produziert man mit einer solchen Verwendung des Begriffes ,Rassismus' bei den Menschen, die tatsächlich Opfer von Rassismus sind?“, fragt Oster. Die weithin geteilte und mit großer Vehemenz fortwährend wiederholte neue Glaubensregel lautet nach Ansicht des Passauer Bischofs: „Niemand möge dem anderen bitteschön erklären dürfen, was er sage, sei nicht katholisch. Dafür aber dürfen die sich in der Mehrheit Wähnenden inzwischen schamlos solche Gläubigen Spalter und sogar Rassisten nennen, die sich der geltenden Lehre verpflichtet wissen.“ 

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Die Tatsache, dass die Positionen, die in Deutschland Mehrheiten zu haben scheinen, weltweit keineswegs mehrheitlich geteilt würden, finde dagegen kaum Berücksichtigung, so Oster. Jener „bisweilen geringschätzige Blick auf die Weltkirche“ sei historisch gesehen nicht wirklich neu in Deutschland und habe auch nicht immer erfreuliche Konsequenzen gezeitigt.

Oster: Die Bischöfe schaffen selbst die Bühne

Nach Ansicht Osters sei es „grotesk“, dass die Bischöfe, die eigentlich in besonderer Verantwortung für die katholische Lehre stünden, durch ihre Zustimmung die Verwendung von Kirchensteuermitteln für die Finanzierung „bestimmter Medien“ ermöglichten – und damit eine große Bühne schaffen würden, „auf der wir selbst (ich fühle mich zumindest gemeint) als ,Rassisten' bezeichnet werden dürfen – ohne dass sich großer Widerspruch regt oder ohne dass eine Redaktion bei aller sehr gerne zugestandenen journalistischen Freiheit, überlegt, was sie da produziert“.

Auch der Freiburger Dogmatiker Helmut Hoping kritisiert die Äußerungen Rahners. In einem Gastkommentar für die „Tagespost“ schreibt er: „Mit theologischer Debatte hat das nichts mehr zu tun, das ist politische Agitation und Denunziation.“  DT/mlu

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