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Bischöfe verurteilen Mord an Präsidenten von Haiti

Die Bischofskonferenz von Haiti verurteilt den Mord an Präsident Jovenel Moise scharf und ruft dazu auf, die Gewalt zu beenden und Kompromisse zu suchen.
Chibly Langlois
Foto: Harald Oppitz (KNA) | Kardinal Chibly Langlois, Bischof von Les Cayes (Haiti) und Vorsitzender der Haitianischen Bischofskonferenz. Die Bischofkonferenz ruft nach dem Mord an Präsident Jovenel Moise zu einem Ende der Waffengewalt auf.

Die Bischofskonferenz von Haiti verurteilt den Mord an Präsident Jovenel Moise. In einer Erklärung drücken die Bischöfe den Angehörigen und Freunden der Opfer ihre Verbundenheit aus und versichern ihr Gebet und fordern ein Ende der Gewalt.

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Aufruf zum Dialog

„Dieses traurige Ereignis markiert einen bedauerlichen Wendepunkt in unserer Geschichte als Volk, der leider durch die bewusste Entscheidung für Gewalt diktiert wurde, eine Entscheidung, die von vielen Teilen der Bevölkerung lange Zeit als Methode zum Überleben und zur Streitbeilegung angewendet wurde", heißt es in der Erklärung.

„Gewalt kann nur Gewalt erzeugen und zu Hass führen", so die Bischöfe weiter. Gewalt werde zudem „unserem Land niemals helfen, aus einer politischen Sackgasse herauszukommen, die nur durch Dialog, Konsens, den Geist des Kompromisses für das größere Interesse der Nation, für das Gemeinwohl des Landes gelöst werden kann", mahnten die Bischöfe. Sie riefen alle Haitianer dazu auf, "persönlichen Stolz und parteipolitische Interessen zu überwinden", um „gemeinsam an einem Tisch eine nationale Lösung zu suchen".

28 Verdächtige

Die haitianische Polizei hat inzwischen 17 mutmaßliche Täter festgenommen. Insgesamt seien 28 Personen an dem Angriff beteiligt gewesen, erklärte Polizeichef Léon Charles am Donnerstag (Ortszeit) in Port-au-Prince. Acht Verdächtige seien noch auf der Flucht. Bei den Festgenommenen handele es sich um 15 Kolumbianer und zwei US-Amerikaner. Die kolumbianische Regierung bestätigte, dass mindestens sechs der mutmaßlichen Attentäter aus dem Land stammten. Sie seien ehemalige Armeeangehörige, erklärte Verteidigungsminister Diego Molano in einer Video-Stellungnahme.

Präsident Jovenel Moise war in der Nacht auf Mittwoch in seinem Haus in Port-au-Prince erschossen worden. Seine Frau Martine, die bei dem Attentat verletzt wurde, wurde zur Behandlung nach Miami ausgeflogen. Sie sei außer Lebensgefahr, sagte Regierungschef Claude Joseph am Mittwochabend im Fernsehen.

Land inmitten humanitärer Krise

Aktuell ist unklar, wer die Regierung übernehmen wird. Der haitianischen Verfassung zufolge müsste der Machtübergang unter der Kontrolle des Parlaments erfolgen. Dieses ist jedoch seit über einem Jahr nicht mehr handlungsfähig, da die Parlamentswahl unter anderem wegen Protesten gegen Moïse im Streit über das Ende seiner Amtszeit mehrfach verschoben worden war. Der 53-Jährige hatte das Land deshalb zuletzt per Dekret regiert.

Der Anschlag trifft das Land inmitten einer humanitären Krise: In Haitis Hauptstadt Port-au-Prince hatte es zuletzt zahlreiche gewaltsame Auseinandersetzungen gegeben, Tausende Menschen sind geflohen. Es habe insbesondere seit dem 1. Juni zahlreiche Tote und Verletzte gegeben, teilte die UN-Agentur zur Koordinierung humanitärer Hilfe (Ocha) mit. Grund dafür sind Kämpfe zwischen Banden um die Kontrolle über Stadtgebiete. Die Polizei sei nicht in der Lage, für Sicherheit und Schutz zu sorgen.

Schwere Hungersnot

Zudem gilt Haiti als ärmstes Land der westlichen Hemisphäre. Vor kurzem warnte das UN-Kinderhilfswerk Unicef, dass dort ohne dringende Hilfe in diesem Jahr voraussichtlich 86 000 Kinder im Alter von weniger als fünf Jahren an akuter Unterernährung leiden würden.  DT/ msd


Der Autor Moïse Staël Dantes wurde in Haiti geboren und verbrachte einen großen Teil seines Lebens dort. Übersetzung: Veronika Wetzel. 

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