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Bischöfe: Impfung ist Dienst an der Gemeinschaft

Religiöser Lockdown brachte „seelisches Leid für viele“, weiß Österreichs Bischofskonferenz. Sie sieht Enttäuschungen und Empörung, ermutigt zur Empathie und warnt vor Selbstmitleid.
Kardinal Schönborn und Peter Schipka
Foto: Kathpress/Stephan Schoenlaub | Der Wiener Kardinal Christoph Schönborn und der Generalsekretär der Bischofskonferenz, Peter Schipka, bei der Vollversammlung, die seit Montag über Zoom abgehalten wurde.

Österreichs Bischofskonferenzen empfiehlt die „Teilnahme am staatlichen Impfprogramm und die weiterhin sorgfältige Beachtung der Hygienevorschriften und der noch immer notwendigen Maßnahmen“. Dies alles seien „logische Empfehlungen“, die sich aus der Verantwortung aller und aus dem „Dienst an der Gemeinschaft“ ableiteten, heißt es in einer Stellungnahme der Bischofskonferenzen, die am Freitag veröffentlicht wurde. Die Frühjahrsvollversammlung der österreichischen Bischöfe fand in dieser Woche online statt, nachdem sich der Vorsitzende der Bischofskonferenzen, Salzburgs Erzbischof Franz Lackner, noch bis Sonntag in freiwilliger Selbstisolation befindet.

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Ermüdungserscheinungen und enorme psychische Belastungen

Die Bischöfe räumen in einer aktuellen Stellungnahme zur Corona-Pandemie ein, dass die „Kultur des Zusammenhalts und der gegenseitigen Wertschätzung in unserem Land auf eine enorme Belastungsprobe gestellt“ wurde. Neben Erwartungen und Sehnsüchten habe es Enttäuschungen und auch Empörung gegeben. „Nicht zu übersehen sind die aktuellen Ermüdungserscheinungen und die enormen psychischen Belastungen der letzten Monate, die sich vor allem auch bei Kindern und Jugendlichen zeigen.“ Die „drastischen Maßnahmen“ seien jedoch notwendig gewesen, „um das Infektionsgeschehen unter Kontrolle zu bekommen und das österreichische Gesundheitssystem vor einem Kollaps zu bewahren“.

Die von der Bischofskonferenzen selbst mehrfach verhängten Beschränkungen der religiösen Praxis, etwa das zeitweise Aussetzen öffentlicher Gottesdienste, hätten für viele Menschen „seelisches Leid“ gebracht, heißt es in der Stellungnahme. Auch konnten die seelsorglichen Dienste an Kranken, Sterbenden und ihren Angehörigen nicht ausreichend wahrgenommen werden. Dazu meint die Bischofskonferenzen: „Dennoch haben die Kraft des Glaubens und der Geist der Zuversicht unzählige Menschen vor Verzweiflung bewahrt und zu einer Kreativität der Für- und Seelsorge inspiriert. Große menschliche Empathie hat viele vor der Falle des Selbstmitleids bewahrt.“

„Familien waren nicht im Lockdown“

Seit März 2020 habe es ein „Auf und Ab von restriktiven Maßnahmen und ersehnten Lockerungen, von phasenweise wohl auch überzogen scheinenden Beschneidungen bürgerlicher Freiheitsrechte und nicht weniger riskanten Öffnungsschritten“ gegeben. Trotz unterschiedlicher Lösungsansätze müsse auf „den Geist der Wertschätzung füreinander“ geachtet werden. Die Aufarbeitung der sozialen und wirtschaftlichen Schäden werde von allen „den Einsatz materieller, geistiger und spiritueller Ressourcen erfordern“.

„Familien waren nicht im Lockdown“, heißt es in einer weiteren Stellungnahme der Bischofskonferenzen. Im anstrengenden Jahr der Corona-Pandemie habe sich gezeigt, was Familien zu leisten imstande sind. Viele Familien seien Schutzraum gewesen, manche jedoch auch überfordert. „Oft macht sich durch die Mehrfachbelastungen auch Erschöpfung breit. Es kam vielfach zu Krisen und auch verstärkt zur Erfahrung von Gewalt.“ 

Die Bischofskonferenzen fordert nun eine „ständige Verbesserung der wirtschaftlichen, rechtlichen und sozialen Rahmenbedingungen für die Familien unseres Landes“. Das am 19. März beginnende Jubiläumsjahr „Amoris Laetitia“ solle zu einer neuen Wertschätzung von Familien in der Gesellschaft beitragen.  DT/sba

Lesen Sie eine ausführliche Berichterstattung zur Vollversammlung der Österreichischen Bischofskonferenz in der kommenden Ausgabe der "Tagespost“.

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