Die „Bild“-Zeitung erhebt gegen den emeritierten Papst Benedikt XVI. und dessen Privatsekretär Georg Gänswein den Vorwurf, sexuelle Übergriffe im vatikanischen Staatssekretariat nicht ernst genommen oder sogar vertuscht zu haben. In den ersten Jahren des Pontifikats des deutschen Papstes habe ein namentlich nicht genannter Geistlicher im Staatssekretariat beschäftigte Priester sexuell schwer belästigt. Der damals noch nicht zum Erzbischof geweihte Gänswein soll laut „Bild“-Zeitung Hinweise auf die Übergriffe des Geistlichen erhalten haben.
"Bild" liefert keine Beweise, dass Benedikt von Übergriffen wusste
Später, im März 2012, soll der Privatsekretär Benedikts einem der mutmaßlichen Opfer geschrieben haben, er hoffe, „dass dem Spiel nicht mehr allzu lange zugesehen wird“. Auch 2013 soll Gänswein über die zurückliegenden Fälle sexueller Übergriffe des fraglichen Geistlichen informiert worden sein. Laut „Bild“-Zeitung soll er geantwortet haben, dass er mit den Informationen „entsprechend verantwortlich umgehen“ wolle.
Beweise, dass Papst Benedikt selbst zu irgendeinem Zeitpunkt von den vermeintlichen Übergriffen im Staatssekretariat gewusst habe, legt die „Bild“-Zeitung nicht vor. Das Blatt behauptet indes, dass Benedikt XVI. dem beschuldigten Geistlichen zu Dank verpflichtet gewesen sei, weil er die Anti-Ratzinger-Absprachen der „Sankt-Gallen-Mafia“ in der Villa Nazareth während des Vorkonklaves von 2005 Journalisten gegenüber öffentlich gemacht habe. Somit habe Joseph Ratzinger statt Kardinal Jorge Mario Bergoglio Papst werden können.
Spannung zu der Tatsache, dass Benedikt nie Papst werden wollte
Dies steht jedoch in Spannung zu der Tatsache, dass Benedikt XVI. immer wieder klargestellt hat, dass er nie Papst werden wollte. Erzbischof Gänswein stand dieser Zeitung bislang nicht für eine Stellungnahme zur Verfügung.
DT/gho