Logo Johann Wilhelm Naumann Stiftung Wien/Damaskus

„Ausländische Einmischungen in Syrien stoppen!“

Der melkitische Patriarch Yousef Absi kritisiert die Haltung des Westens in der Flüchtlingsfrage.
Der melkitische Patriarch Yousef Absi
Foto: Rei Momo | Der melkitische Patriarch Yousef Absi, Oberhaupt der mit Rom unierten griechisch-katholischen Kirche.

„Damit der Krieg in Syrien aufhört, muss den Einmischungen aus dem Ausland Einhalt geboten werden“, fordert der melkitische Patriarch Yousef Absi. Das Oberhaupt der mit Rom unierten griechisch-katholischen Kirche war am Dienstag Ehrengast einer Veranstaltung des Ordinariats für die Gläubigen der katholischen Ostkirchen in Österreich. Er unterstrich, dass eine Friedenslösung für Syrien drei Voraussetzungen habe: Die Bereitschaft, Aufrechnungen der Vergangenheit zu unterlassen, den ehrlichen Willen, miteinander zu leben und den Aufbau des Staates auf einer Bürgerschaft mit gleichen Rechten und Pflichten für alle Syrer.

In der angestammten Heimat bleiben

Lesen Sie auch:

Für die Christen Syriens komme es darauf an, dass sie in ihrer angestammten Heimat bleiben können. Keinesfalls seien sie bereit, sich als Minorität behandeln zu lassen, eine Konzeption, die sowohl in muslimischen als auch in westlichen Kreisen verbreitet sei. Solchen Ideen hielt der in Damaskus residierende melkitische „Patriarch von Antiochien und dem ganzen Orient“ (so der offizielle Titel) entgegen: „Wir sind die ursprünglichen Bewohner des Landes.“

Kritisch betrachtet der Patriarch, der nach Wien auch Salzburg besuchte, die Haltung des Westens zur Rückkehr der Flüchtlinge nach Syrien: „Der Westen will keine Rückkehr der Flüchtlinge vor dem Wiederaufbau. Und als Bedingung für den Beginn des Wiederaufbaus sieht er einen Regimewechsel in Damaskus an.“ Mit Sorge sieht der Patriarch auch manche Entwicklungen in der Diaspora: „Die Kirche ist die einzige, die die Bewahrung von Sprache, Kultur, Spiritualität und Frömmigkeitsformen bei den neuen Generationen gewährleisten kann.“ Aber die großflächige Zerstreuung mache es für die melkitische Kirche schwierig, überall präsent zu sein.

"Die Kirche ist die einzige, die die Bewahrung
von Sprache, Kultur, Spiritualität und
Frömmigkeitsformen bei den neuen
Generationen gewährleisten kann"
Patriarch Yousef Absi

Die melkitische Kirche ist eine mit dem Papst in Gemeinschaft stehende arabischsprachige Kirche des byzantinischen Ritus. Ihre Gläubigen leben mehrheitlich in Syrien und im Libanon, aber auch in Ägypten, Jordanien sowie Israel und Palästina. Mit der weltweiten melkitischen Diaspora, vor allem in Südamerika und Australien, gehören mehr als 1,6 Millionen Christen dieser Kirche an.

DT/POI

Die Printausgabe der Tagespost vervollständigt aktuelle Nachrichten auf die-tagespost.de mit Hintergründen und Analysen. Kostenlos erhalten Sie die aktuelle Ausgabe hier.

Themen & Autoren
Redaktion Christen Religiöse und spirituelle Oberhäupter

Weitere Artikel

Zeichenhaft residierte Patriarch Sako unter Lebensgefahr in der irakischen Hauptstadt Bagdad. Jetzt muss er sich in ein Kloster im Norden zurückziehen.
20.07.2023, 19 Uhr
Stephan Baier
Russland müsse seinen Traditionen treu bleiben, fordert der Moskauer Patriarch, und macht erneut den Westen für den Krieg verantwortlich.
24.01.2024, 18 Uhr
Meldung

Kirche

Die deutschen Bischöfe werden beim Synodalen Ausschuss wohl keine kirchenrechtskonforme Lösung finden. Das Mehrheitsprinzip eröffnet einen rechtsfreien Raum.
25.04.2024, 11 Uhr
Regina Einig