Das Pontifikat Johannes Pauls II. gehört aus sozialethischer Sicht zu den spannendsten in der Kirchengeschichte, resümiert Thomas Dörflinger gegenüber der „Tagespost“. Zum einen habe der heilige Papst durch die Unterstützung der Gewerkschaft Solidarnosc entscheidend zum Fall des Kommunismus beigetragen hat. Zum anderen habe er durch seine Sozialenzykliken die katholische Soziallehre weiterentwickelt.
Mahner in der Phase des Postkommunismus
Dörflinger hebt die Kritik Johannes Paul II. an Kommunismus und Neoliberalismus hervor, wie sie seine ersten Sozialenzyklika „Laborem exercens“ 1981 zeigt. Arbeit sei für den Papst nicht nur ein ökonomischer Faktor, sondern Arbeit ist ein Gut für den Menschen. Mit „Centesimus annus“ warne Johannes Paul II. unter dem Eindruck des Falls des Eisernen Vorhangs visionär für die post-kommunistische Phase: „Es besteht die Gefahr, dass sich eine radikale kapitalistische Ideologie breitmacht.“
Für die Soziale Marktwirtschaft
Auch wenn Johannes Paul die Auswirkungen eines freien Marktes grundsätzlich positiv gesehen habe, so Dörflinger, bestehe die reale Gefahr, dass der Westen die Entwicklung lediglich als einen Sieg des überlegenen Systems begreife. Gleichzeitig werde aber ausblendet, dass dem marktwirtschaftlich orientierten System seinerseits auch ein Korrekturbedarf innewohne.
DT/kaj
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