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„Veritas liberabit vos“: Appell gegen Panikmache in der Corona-Krise

Die Kardinäle Gerhard Müller, Joseph Zen Ze-kiun und Janis Pujats unterstützen einen Wahrheits-Aufruf von Ex-Nuntius Carlo Maria Viganò.
Erzbbischof Vigano veröffentlichte Appell: "Veritas liberabit vos"
Foto: Romano Siciliani (KNA) | Erzbbischof Vigano veröffentlichte Appell: "Veritas liberabit vos" (Die Wahrheit wird euch freimachen, Joh 8,32).

Kardinal Robert Sarah hat seine Unterschrift per Twitter zurückgezogen. Kardinal Gerhard Müller jedoch bleibt dabei, dass er den Aufruf des Ex-Nuntius Erzbischof Carlo Maria Viganò unterstützt, wie er der „Tagespost“ telefonisch am Freitagmorgen mitteilte.

Aufruf steht unter dem Motto „Veritas liberabit vos“

Der bereits am Donnerstagabend auf mehreren Internet-Seiten veröffentlichte Appell „Ein Aufruf für die Kirche und für die Welt an Katholiken und alle Menschen guten Willens“ trägt das Datum vom 8. Mai und steht unter dem Motto „Veritas liberabit vos“ (Die Wahrheit wird euch freimachen, Joh 8,32). Er warnt davor, dass gewisse „Kräfte“ die Corona-Pandemie nutzen, um „in der Bevölkerung Panik zu erzeugen“. Viganò spricht von Tatsachen, die belegen, „dass unter dem Vorwand der Covid-19-Epidemie in vielen Fällen unveräußerliche Rechte der Bürger verletzt und ihre Grundfreiheiten unverhältnismäßig und ungerechtfertigt eingeschränkt wurden, einschließlich des Rechts auf Religionsfreiheit, freie Meinungsäußerung und Freizügigkeit“.

Wie der ehemalige Nuntius in Washington einleitend schreibt, hätten wir „Hirten der katholischen Kirche“ die „heilige Pflicht“, diesen Appell „an unsere Mitbrüder im Bischofsamt, an den Klerus, die Ordensleute, das heilige Volk Gottes und alle Männer und Frauen guten Willens“ zu richten. Neben Müller haben die Kardinäle Joseph Zen Ze-kiun, Emeritus von Hongkong, und Janis Pujats, Emeritus von Riga, sowie die Weihbischöfe Athanasius Schneider aus Astana und Andreas Laun aus Salzburg den Appell unterschrieben. Als amtierende Bischöfe haben noch Joseph Strickland aus dem texanischen Bistum Tyler und Erzbischof Tomasz Peta von Astana ihre Unterschrift unter den Aufruf gesetzt.

„Einmischung von fremden Mächten“

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Zusammen mit Viganò glauben die Unterzeichner, „dass in einigen Situationen die ergriffenen Eindämmungsmaßnahmen, einschließlich der Einstellung kommerzieller Aktivitäten, zu einer Krise geführt haben, die ganze Wirtschaftssektoren niedergeschlagen haben“. Dies wiederum fördere eine „Einmischung von fremden Mächten und hat schwerwiegende soziale und politische Auswirkungen“. Diese Formen des „Social Engineering“ müssten von denen, die Regierungsverantwortung tragen, verhindert werden. „Die Kriminalisierung persönlicher und sozialer Beziehungen muss als inakzeptabler Bestandteil eines Projekts beurteilt werden, mit dem die Isolation von Personen gefördert wird, um diese besser manipulieren und kontrollieren zu können.“

Deshalb rufen die Unterzeichner die „wissenschaftliche Gemeinschaft auf, dafür zu sorgen, dass die medizinische Behandlung von Covid-19 in aufrichtiger Sorge um das Gemeinwohl gefördert und daher sorgfältigst vermieden wird, dass zweifelhafte Wirtschaftsinteressen die Entscheidungen der Regierungen und internationalen Behörden beeinflussen“. Die öffentliche Gesundheit dürfe und könne „kein Alibi werden, um die Rechte von Millionen von Menschen auf der ganzen Welt zu verletzen, geschweige denn, um die Zivilbehörden von ihrer Pflicht zu befreien, klug für das Gemeinwohl zu handeln. Dies gilt umso dringlicher, je mehr Zweifel von verschiedenen Seiten an der tatsächlichen Ansteckungsgefahr, der Gefahr, sowie der Resistenz des Virus laut werden: Viele maßgebliche Stimmen in der Welt der Wissenschaft und Medizin bestätigen, dass dieser Alarmismus seitens der Medien gegenüber Covid-19 in keinster Weise gerechtfertigt zu sein scheint.“

Die Kirche muss uneingeschränkt autonom sein

Was die Kirche angeht, fordern die Unterzeichner „mit Nachdruck Autonomie in der Leitung, im Gottesdienst und in der Verkündigung beansprucht“. Diese Autonomie und Freiheit der Kirche sei ein Grundrecht, das der Herr Jesus Christus ihr gegeben hat, damit sie die Ziele verfolgen kann, die ihr eigen sind. „Aus diesem Grund beanspruchen wir als Hirten nachdrücklich das Recht, über die Feier der Heiligen Messe und der Sakramente unabhängig entscheiden zu können.“ Ebenso fordern sie für die Kirche die uneingeschränkten Autonomie in allen Angelegenheiten, die in unmittelbare Zuständigkeit der kirchlichen Autorität fallen, wie zum Beispiel die liturgischen Normen und die rechtlichen Vorgaben zur Spendung der heilige Kommunion und der Verwaltung der Sakramente. „Der Staat hat keinerlei Recht, sich aus irgendeinem Grund in die Souveränität der Kirche einzumischen“, heißt es in dem Appell. Kirchliche Autoritäten hätten sich nie verweigert, mit dem Staat zusammenzuarbeiten, „aber eine solche Zusammenarbeit darf nicht bedeuten, dass seitens der Zivilbehörden, ganz gleich in welcher Form, Verbote oder Einschränkungen des öffentlichen Gottesdienstes und der Seelsorge aufgestellt werden. Gottes Rechte und die seiner Gläubigen sind das oberste Gesetz der Kirche. Davon kann und will sie nicht abweichen. Wir fordern, dass die Beschränkungen für die Feier öffentlicher Gottesdienste aufgehoben werden.“

Warnung vor den „Experten“

Der Viganò-Appell warnt davor, politische Verantwortung so genannten „Experten“ zu überlassen, die mit der Pandemie die Zahl der Menschen auf der Welt verringern wollen: „Diejenigen, die eine Politik der drastischen Bevölkerungsreduzierung verfolgen, und sich gleichzeitig als Retter der Menschheit präsentieren – noch dazu ohne irgendeine politische oder soziale Legitimierung – befinden sich im offensichtlichen Widerspruch zu sich selbst.“ Letztlich könne die politische Verantwortung derjenigen, die das Volk vertreten, auf keinen Fall „Experten“ übertragen werden, „die – und das ist fürwahr beunruhigend – für sich selbst Formen der strafrechtlichen Immunität fordern“. Der Appell nennt allerdings keine Namen oder Organisationen solcher „Experten“. Auch berücksichtigt er nicht die Bemühungen vieler Regierungen in den vergangenen Tagen, die nach Ausbruch der Epidemie eingeführten Beschränkungen nun allmählich wieder zurückzunehmen. Auch für den „Alarmismus der Medien“ führt der Appell keine Belege an.

Der Aufruf kommt aus dem nordamerikanischen Raum, hat aber auch in Italien unter Journalisten, Medizinern und Juristen Unterzeichner gefunden, wo man bisher dreißigtausend Corona-Tote zählt. Noch ist nicht abzuschätzen, was unter der einfachen Bevölkerung mehr Panik erzeugt: das Coronavirus oder dieser Appell des Ex-Nuntius Viganò.

DT/gho

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