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27 Täter, 170 Opfer: Legionäre Christi aktualisieren Missbrauchszahlen

Die Ordensgemeinschaft der Legionäre Christi setzt ihren Aufklärungsprozess fort: 27 der insgesamt 1.380 zu Priestern geweihten Legionäre haben sich des sexuellen Missbrauchs an Minderjährigen schuldig gemacht, wie aus einem aktualisierten Bericht hervorgeht.
Generalkapitel der Legionäre Christi
Foto: Regnum Christi | Die Legionäre zählen nach eigenen Angaben derzeit knapp 1.500 Mitglieder in 21 Ländern. Anfang der 2000er Jahre war ans Licht gekommen, dass der Gründer der Legionäre, Marcial Maciel, gegenüber mindesten 60 ...

Die Ordensgemeinschaft der Legionäre Christi hat am Montag eine aktualisierte Fassung ihrer Statistik zu Fällen sexuellen Missbrauchs innerhalb des Ordens veröffentlicht. Der Bericht, der dieser Zeitung vorliegt, listet alle Fälle weltweit auf, in denen sich ein Mitglied des Ordens des sexuellen Missbrauchs Minderjähriger schuldig gemacht hat.

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Sechs Täter weniger als ursprünglich angenommen

Der aktualisierten Statistik zufolge haben insgesamt 27 Priester innerhalb der Legionäre Christi sexuellen Missbrauch begangen. Dies seien zwei Prozent der 1.380 Legionäre, die seit der Gründung des Ordens 1941 zu Priestern geweiht worden seien. Die Statistik mit dem Titel „Jahresbericht 2020: Wahrheit, Gerechtigkeit und Heilung“ stellt eine aktualisierte Fassung eines bereits 2019 veröffentlichen Berichts dar, in dem die Legionäre Christi alle Missbrauchsfälle aufgelistet hatten, die seit der Ordensgründung festgestellt werden konnten. In der neuen Fassung finden auch fünf Fälle von Legionären Erwähnung, die noch als Seminaristen Missbrauch begangen hatten, bevor sie in der Ordensgemeinschaft geweiht wurden.

Der im Jahr 2019 veröffentlichte ursprüngliche Bericht hatte von insgesamt 33 Tätern bei den Legionären Christi gesprochen. Dass die aktualisierte Fassung nur 27 und somit sechs Täter weniger nennt, hat den Legionären zufolge mehrere Gründe: In zwei Fällen habe man nicht bestätigen können, dass es sich bei den Opfern um Minderjährige gehandelt habe. In einem weiteren Fall habe die Person, die Vorwürfe gegen einen inzwischen verstorbenen Priester erhoben hatte, nach Veröffentlichung des ersten Berichts klargestellt, dass es sich nicht um sexuellen Missbrauch gehandelt habe. Und in drei weiteren Fälle handele es sich nicht um Mitglieder der Legionäre Christi.

16 der Täter sind weiter Mitglied der Ordensgemeinschaft

Von den 27 Priestern, die als Täter identifiziert worden seien, sind dem Bericht zufolge 16 noch Mitglied der Ordensgemeinschaft, einer dieser 16 Priester sei aber aus dem Klerikerstand entfernt worden. Vier Priester seien gestorben, sechs weitere hätten das Priesteramt und den Orden verlassen, ein Priester habe lediglich den Orden verlassen. Von den 16 Priestern, die in der Ordensgemeinschaft verblieben sind, würden 15 kein öffentliches Priesteramt mehr ausüben, während einer sein Amt noch mit Einschränkungen ausübe, ohne dabei jedoch in Kontakt mit Minderjährigen zu kommen.

Insgesamt seien 170 Minderjährige den 27 Tätern zum Opfer gefallen. Bei der überwiegenden Mehrheit der Opfer handele es sich um Jungen im Alter von elf bis 16 Jahren.  

Im Jahr 2020, so stellt der Bericht fest, seien zudem sieben weitere Beschuldigungen gegen Priester der Legionäre Christi erhoben worden, die im ersten Bericht nicht enthalten gewesen seien. Die mutmaßlichen Vergehen beziehen sich auf einen Zeitraum zwischen 1970 und 2020. In zwei der Fälle hätten sich die Vorwürfe aber als nicht haltbar herausgestellt, in vier Fällen liefen die Untersuchungen noch; einem Priester droht ein kanonischer Prozess.

Jährliches Update zu den Zahlen

Um zu einer lückenlosen Aufklärung beizutragen planen die Legionäre, in jedem einzelnen Fall eines Priesters, der sich sexuell an Minderjährigen vergangen hat, den Täter entweder mit dem Vor- und Nachnamen, nur mit dem Vornamen oder mit einem Nummerncode zu nennen. Zudem kündigte  die Ordensgemeinschaft an, in Zukunft jährlich eine aktualisierte Fassung ihrer Statistik zu Missbrauchsfällen zu veröffentlichen. 

Die Legionäre zählen nach eigenen Angaben derzeit knapp 1.500 Mitglieder in 21 Ländern. Anfang der 2000er Jahre war ans Licht gekommen, dass der Gründer der Legionäre, Marcial Maciel, gegenüber mindesten 60 Minderjährigen und mehreren jungen Männern sexuelle Gewalt ausgeübt hatte. Die Erkenntnisse hatten den Orden in eine schwere Krise gestürzt, die letztlich in einen Erneuerungsprozess mündete, zu dem auch die Veröffentlichung der Missbrauchsstatistiken gehört.  DT/mlu

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