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Weihbischof Schneider: Wahrheiten gegen Epidemie des Relativismus

Der Weihbischof von Astana nennt eine „offenkundige und nahezu allumfassende Verwirrung und Desorientierung in Bezug auf wesentliche Wahrheiten des Glaubens und der Sittlichkeit“ als Grund für die jüngst veröffentlichte Erklärung zur Bekräftigung der traditionellen Lehre.
Weihbischof Schneider zur "Erklärung der Wahrheiten"
Foto: Gregorio Borgia (AP) | Während Papst Benedikt XVI. den Ausdruck „Diktatur des Relativismus“ geprägt habe, würde Weihbischof Schneider heute von einer „Diktatur des Chaos“ sprechen.

Knapp zwei Wochen ist es her, dass mehrere Kardinäle, unter ihnen der amerikanische Kardinal Raymond Burke und der Weihbischof von Astana, Athanasius Schneider, die traditionelle Lehre der Kirche in einem gemeinsamen Dokument gegen den Zeitgeist verteidigt haben. Der Grund für die Veröffentlichung der „Erklärung der Wahrheiten in Bezug auf einige der häufigsten Irrtümer im Leben der Kirche unserer Zeit“ sei die „offenkundige und nahezu allumfassende Verwirrung und Desorientierung in Bezug auf wesentliche Wahrheiten des Glaubens und der Sittlichkeit“, wie Weihbischof Schneider nun gegenüber der „Tagespost“ bekräftigt. „Diese Situation gleicht einer geistigen Epidemie, die sich als eine ernsthaft ansteckende Gefahr für die geistige Gesundheit und das ewige Heil vieler Seelen erweist.“

Schneider: Großteil der Bischöfe kümmert sich nicht um Gläubige in existenzielle Peripherie

Gott hat dem Papst und den Bischöfen als Nachfolgern der Apostel die heilige und unveräußerliche Pflicht auferlegt, „die Wahrheit der Göttlichen Offenbarung gelegen oder ungelegen zu verkünden und zu ermahnen“, so der 58-Jährige. Heute stelle man im Leben der Kirche bei vielen Trägern des Lehramtes Schweigen und Tatenlosigkeit fest, obwohl das Zweite Vatikanische Konzil sie gemahnt habe, „die ihrer Herde drohenden Irrtümer wachsam fernzuhalten“ (Lumen gentium, 25). „Viele Gläubige leiden einen akuten geistigen Hunger, fühlen sich im Stich gelassen und befinden sich deshalb in einer Art existenzieller Peripherie.“ Mit der „Erklärung der Wahrheiten“ habe man diese existenzielle Peripherie erreichen wollen, „um die sich ein Großteil der Bischöfe leider nicht kümmert“.

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Darüber hinaus zeigt Schneider die Wirklichkeit auf, in der man heute in der Kirche lebe. Die  Päpste der Nachkonzilszeit bis Benedikt XVI. hätten versucht, durch einschlägige Verlautbarungen Klarheit in die Verwirrung in Glaubens- und Sittenfragen zu bringen. Dabei handele es sich jedoch oft um lange Dokumente wie Enzykliken, Apostolische Ermahnungen oder Stellungnahmen der Glaubenskongregation. „Praktische und didaktische Gründe legen allerdings die Veröffentlichung eines verhältnismäßig kurzen Dokuments nahe, in welchem gleichsam auf einen Blick aktuell wichtige Wahrheiten des Glaubens dargestellt sind“, so Weihbischof Schneider.

Viele Priester und Gläubige rat- und orientierungslos

Mehr denn je seien heute viele Priester und Gläubige rat- und orientierungslos. „Aus der Situation der Orientierungslosigkeit entstand inzwischen ein wahres Chaos bezüglich des katholischen Glaubens und des katholischen Lebens. Man hat den Eindruck, dass nun alles relativ geworden ist.“ Während Papst Benedikt XVI. den Ausdruck „Diktatur des Relativismus“ geprägt habe, würde Weihbischof Schneider heute von einer „Diktatur des Chaos“ sprechen.

Auf Bitten vieler Priester und engagierter Laien aus verschiedenen Ländern habe er dann einigen Kardinälen und Bischöfen vorgeschlagen, eine „Erklärung der Wahrheiten“ zu publizieren. Der Text der Erklärung sei im Laufe etwa eines Jahres erarbeitet worden, unter Berücksichtigung wertvoller Ratschläge und Hinweise einiger Theologen aus verschiedenen Ländern.

"In der Tat ist aber die Vermittlung
der Göttlichen Wahrheit der Ausdruck
einer besonderen Liebe zum Nächsten
und eine der Hauptformen der Evangelisierung"
Athanasius Schneider, Weihbischof von Astana

Den Vorwurf von Kritikern, die Erklärung sei lieblos oder unnötig, und man solle sich stattdessen der Evangelisierung widmen, weist Schneider zurück. „In der Tat ist aber die Vermittlung der Göttlichen Wahrheit der Ausdruck einer besonderen Liebe zum Nächsten und eine der Hauptformen der Evangelisierung, da ja der Herr selber das Lehren aller Seiner Wahrheit und das Einhalten aller Seiner Gebote den Aposteln und ihren Nachfolgern als vorrangige Pflicht aufgetragen hat (vgl. Math. 28, 20).“

Auf die Frage, was er von der Erklärung erhoffe, antwortet Weihbischof Schneider, diese solle als konkrete Hilfe für Priester und Gläubige dienen, die in Gefahr seien, sich von der Epidemie des Relativismus oder des Chaos zu infizieren. „Für die schon Infizierten soll es auch eine Hilfe sein, sich heilen zu lassen von der Klarheit und dem Licht der Wahrheiten, die Gott geoffenbart hat und die die Kirche beständig und unverändert gelehrt hat und die alle Heiligen des katholischen Kirche gelebt haben.“

Wirksames Mittel brüderlicher und kindlicher Hilfe für den Papst

Schneider betont, dass private oder öffentliche Bekenntnisakte dieser Wahrheiten eine Bewegung zum Bekenntnis und der Verbreitung der Wahrheit initiieren könnten, „sowie der Wiedergutmachung für die weitverbreiteten Sünden gegen den Glauben, für die Sünden des verborgenen oder offenen Abfalls vom katholischen Glauben einer nicht geringen Zahl des Klerus und der Laien“. Eine präzise Erklärung der Wahrheiten in einer einheitlichen Stimme der Hirten und der Gläubigen solle auch ein wirksames Mittel brüderlicher und kindlicher Hilfe für den Papst sein.

Er hoffe und bete, so Schneider, „dass diese Erklärung eine, wenn auch bescheidene geistige Hilfe sein wird,  die Kirche in unserer Tagen daran zu erinnern, unerschrocken den Kampf des Glaubens zu kämpfen, in der Lehre der Apostel festzustehen und furchtlos in den Stürmen der Welt voranzuschreiten“.

DT/mlu

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