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Vatikan erläutert Politik gegenüber China

Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin verteidigt das Vorgehen des Vatikan in China und ruft zu Vertrauen und Treue gegenüber dem Papst auf.
Papst Franziskus mit chinesischen Pilgern
Foto: Paul Haring (KNA) | Papst Franziskus mit Pilgern aus China, während der Generalaudienz am 5. Oktober 2016 im Vatikan.

Der vatikanische Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin hat das Vorgehen des Heiligen Stuhls in China verteidigt. Im Blick auf die Beziehungen zwischen Heiligem Stuhl und China müsse „angemessener zwischen der geistlich-seelsorglichen Dimension und der Politik unterschieden werden“, erläuterte Parolin gegenüber dem Internetportal „Vatican Insider“ den grundsätzlichen Blickwinkel des Vatikan. Es sei nicht die Mission der Kirche in China, Strukturen oder Verwaltung der Volksrepublik zu ändern, sondern den Menschen das Wort Gottes zu verkünden, betonte er unter Berufung auf den Brief von Papst Benedikt XVI. an die chinesischen Katholiken aus dem Jahr 2007. In den Tagen und Wochen zuvor hatte es Berichte über innerkirchliche Kritik an der derzeitigen China-Politik des Vatikan gegeben. Demnach sollen zwei von Rom anerkannte Bischöfe von einer vatikanischen Delegation gebeten worden sein, zugunsten staatlich anerkannter Bischöfe zurückzutreten. Auch das vatikanische Presseamt hatte Berichte zu Meinungsverschiedenheiten über die China-Politik des Heiligen Stuhls zurückgewiesen. Zuletzt hatte der frühere Erzbischof von Hongkong, Kardinal Joseph Zen Ze-kiun, dem Vatikan einen „Ausverkauf“ der katholischen Kirche in China vorgeworfen.

Parolin betonte jetzt, es gehe keinesfalls darum, das Leid der Katholiken in China zu vergessen oder zu schmälern. Er rief jedoch zu Vertrauen und Treue gegenüber dem Papst auf und auch dann Gehorsam zu leisten, wenn „nicht alles sofort verständlich erscheint“. „Und wenn jemand um ein Opfer gebeten wird, sei es groß oder klein, muss allen klar sein, dass es nicht der Preis für einen politischen Tauschhandel ist, sondern unter der biblischen Perspektive eines höheren Gutes erfolgt“, so Parolin. Man müsse „realistische seelsorgliche Lösungen“ finden, die den Katholiken ermöglichten, ihren Glauben und die Evangelisierung „im besonderen chinesischen Kontext“ zu leben. Zugleich betonte Parolin erneut, Papst Franziskus sei bestens über die Lage der Katholiken in China informiert. Er verfolge die Kontakte mit den Autoritäten der Volksrepublik persönlich und „all seine Mitarbeiter handeln in Übereinstimmung mit ihm“, so Parolin. Niemand ergreife „private Initiativen“. Kardinal Zen hatte in einem Blogbeitrag geschrieben: „Ich bin ein Pessimist, was die derzeitige Lage der Kirche in China betrifft.“

DT/KNA

 

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