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US-Missbrauchsskandal: Bischof fordert Aufarbeitung durch Laien

Man habe eine Punkt erreicht, an dem es nicht mehr ausreiche, dass Bischöfe gegen Bischöfe ermitteln, so der Bischof von Albany. Gläubige Laien seien ein wesentlicher Teil der Lösung.
Missbrauch in der US-Kirche: Aufarbeitung von Laien gefordert
Foto: Jim Lo Scalzo (EPA) | Im Gespräch mit Laien, so Scharfenberger, nehme jeder ihre Leidenschaft für die Universalkirche wahr.

Für die Aufarbeitung der Missbrauchsfälle in der katholischen US-Kirche, die mit den Vorwürfen gegen den ehemaligen Washingtoner Erzbischof, Theodore McCarrick zutage getreten sind, sprechen sich einige Bischöfe für unabhängige Untersuchungen aus. Hochrangige Geistliche könnten keine Untersuchungskommission leiten, so Edward Scharfenberger, Bischof von Albany, da diese von jeglicher Machtquelle abgeschnitten sein müsste, deren Vertrauenswürdigkeit in Zweifel gezogen werden könnte.

"An der Zeit, auf Talente der gläubigen Laien zurückzugreifen"

Damit reagierte Scharfenberger, der sich bereits zuvor mit einem ausführlichen Schreiben an die Geistlichen in seiner Diözese gewandt hatte, auf den jüngste Vorschlag des amtierenden Washingtoner Erzbischofs, Donald Wuerl. Dieser hatte angeregt, innerhalb der US-Bischofskonferenz eine Missbrauchskommission zu gründen, die sich mit Vorwürfen und Gerüchten zu sexuellem Missbrauch von Bischöfen und kirchlichen Würdenträgern befassen solle. Die Kommission, so Wuerl, würde dann dem Vatikan Bericht erstatten, der wiederum über die nächsten Schritte entscheiden solle.

Diese Idee kritisierte Scharfenberger nun. Während ihn die Vorschläge ermutigten, wie die Kirche Maßnahmen ergreifen könne, sei man „an einem Punkt angelangt, an dem es nicht mehr ausreicht, dass Bischöfe gegen Bischöfe ermitteln“. Für ihn sei es nun an der Zeit, auf die Talente und Charismen der gläubigen Laien zurückzugreifen. „Unsere Laien sind nicht nur gewillt, diese dringend notwendige Rolle auszufüllen, sie wollen auch unbedingt dazu beitragen, dauerhafte Reformen durchzusetzen, die eine gewisse Vertrauensbasis wieder herstellen, die ein weiteres Mal zerstört wurde.“

Hingabe für das Evangelium und "Hunger nach der Wahrheit"

Im Gespräch mit Laien, so Scharfenberger, nehme jeder ihre Leidenschaft für die Universalkirche wahr, ihre Hingabe für das Evangelium Jesu Christi und ihren „Hunger nach der Wahrheit“. Sie seien ein wesentlicher Teil der angestrebten Lösung. In den Laien sieht Scharfenberger Menschen mit tiefem Verständnis für den katholischen Glauben, die jedoch keine eigene Agenda verfolgten.

Vergangene Woche hatte bereits Timothy Doherty, der Bischof von Lafayette, die US-Bischöfe dazu aufgerufen, einen außenstehenden Ermittler mit der Aufarbeitung der Missbrauchsfälle zu beauftragen. 

DT/mlu

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