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Theologe Wollbold: Papstbrief ist Absage an nationale Sonderwege

Sogenannte Reformen abseits der kirchlichen Ordnung und Lehre bedrohen die Einheit und könnten schismatische Situationen heraufbeschwören, erklärt der Münchner Pastoraltheologe Andreas Wollbold in einer Stellungnahme zu Papstbrief an die deutschen Katholiken.
Pastoraltheologe Wollbold zum Papstbrief
Foto: Andrew Medichini (AP) | Der Papst identifiziere Evangelisierung zwar als das „Leitkriterium schlechthin“, liefere dabei jedoch „keine Knüller für Knalleffekte in der Öffentlichkeit“, etwa beim Thema Zölibat oder Frauenpriestertum, schreibt ...

Der Münchner Pastoraltheologe Andreas Wollbold sieht im jüngst veröffentlichten Brief von Papst Franziskus „An das pilgernde Volk Gottes in Deutschland“ eine unverhohlene Absage an nationale Sonderwege zur Erneuerung der katholischen Kirche. Wollbold weist in einer Stellungnahme darauf hin, dass Franziskus Joseph Ratzinger zitiere, nach dem der Neuerer „vorgibt über das ,kirchliche Wir' hinauszugehen, das jedoch vor den Exzessen bewahrt, die die Gemeinschaft bedrohen“. Sogenannte Reformen abseits der kirchlichen Ordnung und Lehre, warnt Wollbold, „bedrohen die Einheit und könnten schismatische Situationen heraufbeschwören“.

Papstbrief weder Aufreger noch unverbindliches Grußwort

Grundsätzlich sieht der Münchner Pastoraltheologe im Papstbrief weder einen Aufreger noch ein unverbindliches Grußwort. Mit Wohlwollen schaue Papst Franziskus auf die deutschen Katholiken, rufe aber unverkennbar auch zwei Prinzipien in Erinnerung. Neben „Sensus ecclesiae“, dem „Leben und Empfinden mit der Kirche und in der Kirche“, gehöre dazu die Evangelisierung.

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Der Papst identifiziere Evangelisierung zwar als das „Leitkriterium schlechthin“, liefere dabei jedoch „keine Knüller für Knalleffekte in der Öffentlichkeit“, etwa beim Thema Zölibat oder Frauenpriestertum. „Es geht um eine nüchterne Bestandsaufnahme dessen, was an Glauben ,in uns und in unseren Gemeinden abgestorben ist'.“

Sich der Glaubensarmut zu stellen, verlangt Mut

Sich dieser Glaubensarmut zu stellen, verlange Mut und sei, wie Franziskus schreibt, „viel mehr als ein struktureller, organisatorischer oder funktionaler Wandel“. Das Katholikenoberhaupt warne die Kirche in Deutschland davor, „alle Substanz zu opfern, um ihre Struktur zu erhalten. Das wäre vielleicht ein modernisierter Organismus, jedoch ohne Frische und Seele“, so Wollbold. „Mit anderen Worten, er diagnostiziert bei uns die schizophrene Haltung von Fürst Don Fabrizio Salina in ,Der Leopard': ,Wenn alles bleiben soll, wie es ist, muss sich alles ändern.'“

In seinem am Wochenende veröffentlichten Brief lobt Papst Franziskus das Engagement und die Reformanstrengungen der deutschen Katholiken. Zugleich mahnt Franziskus die Einheit mit der Weltkirche an. Das 19-seitige Schreiben war sowohl von Befürwortern wie auch Kritikern des sogenannten „synodalen Weges“ als Bestätigung ihrer Positionen betrachtet worden.

DT/mlu

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