Man könnte Rémi Brague einen Biographen Europas nennen. Denn der in Paris an der Sorbonne und der Münchener Ludwig-Maximilians-Universität lehrende Philosoph und Altphilologe weiß, dass man tief bohren muss, um an die Gründe dessen zu reichen, was Europas einzigartiges Wesen ausmacht. Dass es ihm um mehr geht als um die heutzutage wohlfeile Rede von den europäischen, mithin christlichen Werten, wird deutlich an einer wesentlichen Unterscheidung, die er in seinem Werk „Europa: eine exzentrische Identität“ 1993 vorgenommen hat. Europa als christliche Zivilisation sei errichtet worden von Menschen, die an Christus glaubten, und nicht von solchen, die an das Christentum glaubten.