Ein in Europa beobachtbarer neuer, aggressiver Atheismus verbindet Religion mit Unfreiheit und Unterdrückung - das führt laut dem Linzer Bischof Manfred Scheuer zu einer sehr selektiven Beachtung der Menschenrechte. Die dort verankerte Religionsfreiheit gelte wenig. "Wann immer von der Verfolgung von Christen weltweit die Rede sei, wird dies durch den Rückblick auf vergangene Schandtaten des Christentums zugedeckt", kritisierte Scheuer. Und weiter wörtlich: "Von einer gegenwärtigen Verfolgung oder Unterdrückung des Christentums will die 'Political Correctness' nichts wissen. Die Verfolgung von Christen stößt auf eine fast unheimliche Nichtbeachtung." Der Bischof äußerte sich in einer Predigt in der koptisch-orthodoxen St. Georg-Kirche in Linz, wo Vertreter der neun christlichen Kirchen in Oberösterreich anlässlich der Weltgebetswoche für die Einheit der Christen einen ökumenischen Gottesdienst feierten.
Scheuer erinnerte dabei daran, dass die koptisch-orthodoxe Kirche eine "Kirche des christlichen Bekenntnisses und des Zeugnisses" in einem vom Islam dominierten Umfeld sei. Für ihre Standhaftigkeit im Glauben gebühre den Kopten Dank. So wie die Christen der ersten Jahrhunderte ihren Glauben vor dem Forum der Öffentlichkeit darlegten, so bräuchten auch heute die Christen den öffentlichen Disput, das Forum der intellektuellen Auseinandersetzung und der Kultur nicht zu scheuen, betonte der Linzer Bischof. Widerspruch sei etwa angesichts der verbreiteten Gleichgültigkeit über religiöse Verfolgung angezeigt: Etwa jeder zehnte Christ wird weltweit wegen seines Glaubens diskriminiert oder verfolgt, mehr als 200 Millionen Menschen in 60 Staaten, wies Scheuer hin: "Was kümmert das Europa!?"
DT/KAP
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