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Geistliche Wahlverwandtschaften

Mit drei Jahren fängt das Verantwortungsbewusstsein für den Pfarrer an: Wie Frankreichs Katholiken Priester in ihrem Apostolat unterstützen. Von Regina Einig
Pfarrer von Ars der heiliger Johannes-Maria Vianney

Pünktlich zum 4. August, dem liturgischen Gedenktag des heiligen Johannes-Maria Vianney, des Pfarrers von Ars und Patrons der Pfarrer, werben sie um Gebet und geistliche Unterstützung für den Klerus und die Bischöfe: Gruppen, die durch Gebet und Fasten das Apostolat katholischer Priester unterstützen wollen. Etwa zwanzig solcher Gemeinschaften existieren in Frankreich, viele nutzen vorrangig das Internet, um Gleichgesinnte zu erreichen. Die überregionale katholische Zeitung „La Croix“ stellte kürzlich einige von ihnen vor.

So steht das Werk der heiligen Monika („ouevresaintemonique“) in der Tradition der geistlichen Mutterschaft. Zum „Jahr des Priesters“ 2009–2010 wurde es 2009 in Versailles von dem Geistlichen Abbé A. Cayla ins Leben gerufen. „Priester tragen nicht Sie, sondern Sie tragen die Priester“, heißt es auf der Website. Das Werk spricht auf einem Blog alle Frauen an und ruft mit Nachdruck dazu auf, Priester im Gebet geistlich zu begleiten und um Berufungen zu beten. In dieser Intention gehen die Mitglieder, die sich jeweils im September für ein Jahr verpflichten, einmal wöchentlich zur Werktagsmesse oder beten eine halbe Stunde in diesem Anliegen, falls die Mitfeier der Eucharistie nicht möglich ist. Jede Woche verrichten sie einen Bußakt. Auch ein tägliches Gebet zur Gottesmutter gehört zu den Verpflichtungen der Frauen, die geistlich den Spuren der heiligen Monika, der Mutter des Kirchenlehrers Augustinus, folgen wollen. Darüber hinaus empfiehlt die Gruppe, an jedem zweiten Freitag eine Stunde für Priester zu beten, zum Beispiel den Rosenkranz und eine geistliche Betrachtung über das Priestertum. In einem Mitteilungsblatt finden die Beter eine Textauswahl.

Ebenfalls von einer mütterlichen Spiritualität geprägt ist die auch im deutschsprachigen Raum bekannte Marianische Priesterbewegung. 1972 von dem italienischen Priester Stefano Gobbi gegründet, gehören ihr weltweit zehntausende Priester, Ordensleute und Laien an. In Anlehnung an die Botschaft von Fatima gehört die Weihe an das Unbefleckte Herz Mariens zu ihrem geistlichen Programm. Darüber hinaus treffen sich die Mitglieder in Gebetskreisen, so genannten Zönakeln und legen Wert auf die Einheit mit dem Papst und die ihm verbundenen Kirche. Die Wurzeln der Bewegung reichen in das Jahr 1972 zurück.

Demgegenüber ist die Mission Unserer Lieben Frau vom Priestertum relativ übersichtlich an Mitgliedern – nach Angaben der Website sind es 110, die überwiegend in Frankreich leben, einige auch in Polen, Kanada und Afrika – doch klar im Profil. Sowohl Priester als auch Laien gehören der Gruppe an. Eine ihrer Grundregeln lautet, nicht an Priestern herumzukritisieren. Jeden Donnerstag beten die Mitglieder, die sich jeweils für ein Jahr verpflichten, ein Gebet zu Maria, der Mutter aller Priester. Darüber hinaus opfern manche donnerstags oder an einem anderen Werktag die Kommunion für Priester und Seminaristen auf und unterstützen Priester und Seminaristen aus ihrem Bekanntenkreis durch konkrete Hilfe. Als Beispiele für Akte der Nächstenliebe für Geistliche schlägt die Gruppe vor, zum Weihetag zu gratulieren, eine fertige Mahlzeit ins Pfarrhaus zu bringen oder etwas Positives über den Priester zu sagen. Geschwätz über den Pfarrer ist tabu, die Mitglieder sollen für ihn netzwerken, sowohl innerhalb der Gemeinde als auch in der Stadt.

Den Wert des Fastens haben die Mitglieder des Hl.-Johannes-Maria-Vianney-Bundes für sich entdeckt. Durch Fasten und tägliches Gebet tragen sie das Apostolat der Priester mit. Einige fasten ein bis viermal im Monat für lebende und verstorbene Priester. Wer sich nicht zum Fasten imstande sieht, schließt sich einer Gebetskette an.

Inspiriert vom heiligen Pfarrer von Ars ist auch das 2006 von Studenten ins Leben gerufene „Team für die Heiligkeit der Priester“. Jeden Tag beten die gut tausend Mitglieder ein Ave Maria für die Priester und rufen den heiligen Pfarrer von Ars an. Einmal im Monat opfern sie die heilige Kommunion in den Anliegen der Priester auf. Von drei Priestern erhalten die Beter jeweils den Vornamen, um sie besonders im Gebet Gott zu empfehlen.

Eine Besonderheit stellt die von dem Geistlichen Bruno Thévenin ins Leben gerufene Theresianische Mission dar. Seit 1981 übernehmen dort Kinder und Jugendliche Patenschaften für Priester und Seminaristen. Zweimal im Monat treffen sich die jungen Gläubigen in verschiedenen Altersgruppen, die Kleinsten sind drei, die Ältesten 15 bis 16 Jahre alt. Siebentausend Priester und Ordensleute sind auf diesem Weg an Kinderpaten vermittelt worden. Die Kinder beten ein Gebet zur Muttergottes für sie.

Über Frankreich hinaus bekannt sind Gebetspatenschaften für Bischöfe in bedrängten und verfolgten Ortskirchen. Das Hilfswerk „Kirche in Not“ vermittelt sie online.

Eine umfassende geistliche Betreuung strebt die Priestergemeinschaft des heiligen Johannes-Maria Vianney an. Sie versteht sich nicht nur als Gebetsgemeinschaft, sondern bietet auch Einkehrtage und Fortbildungsmöglichkeiten für Priester an. Laien können sich der Gemeinschaft anschließen und die Mitglieder durch ihr tägliches Gebet mittragen. Beseelt sind sie von der Überzeugung des heiligen Pfarrers von Ars: Ist der Pfarrer ein Heiliger, bleibt die Gemeinde treu.

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