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Pater Geißler: Rücktritt um Schaden abzuwenden

Pater Hermann Geißler will eine kirchenrechtliche Klärung der Belästigungs-Vorwürfe. Von Guido Horst
Zum Rücktritt von Pater Hermann Geißler
Foto: Archiv | Pater Geißler "legt Wert auf eine Fortsetzung des bereits eingeleiteten kirchenrechtlichen Verfahrens. Darüber hinaus behält er sich rechtliche Schritte vor“, heißt es in der Erklärung des Vatikan.

Die offizielle Erklärung des Vatikans ist so kurz, dass Nicht-Eingeweihte nicht verstehen können, was die eigentlichen Gründe für diese Personalie sind. Über das Presseamt des Heiligen Stuhls ließ die Glaubenskongregation am Dienstag die Erklärung verbreiten, dass der langjährige Mitarbeiter und Amtschef der Lehrabteilung der Kongregation, Pater Hermann Geißler, einen Tag zuvor den Präfekten der Kongregation für die Glaubenslehre gebeten habe, „seinen Dienst zu beenden“.

Geißler weist Vorwürfe zurück

Der Präfekt, Kardinal Luis Ladaria, so die Erklärung weiter, „hat dieser Bitte entsprochen. Pater Geißler hat sich zu diesem Schritt entschlossen, um weiteren Schaden von der Glaubenskongregation und von seiner Gemeinschaft abzuwenden. Er bekräftigt, dass die gegen ihn vorgebrachte Beschuldigung unwahr ist. Er legt Wert auf eine Fortsetzung des bereits eingeleiteten kirchenrechtlichen Verfahrens. Darüber hinaus behält er sich rechtliche Schritte vor.“ Als erstes Medium hatte „Die Tagespost“ am Montag online über den Rücktritt Geißlers berichtet.

Die Frau, die die Vorwürfe erhebt, die ehemalige Ordensschwester Doris Wagner, heute Reisinger, gehörte derselben Gemeinschaft wie Pater Geißler an, der geistlichen Familie „Das Werk“, an. Frau Wagner erhebt schon seit Jahren Beschuldigungen gegen „Das Werk“. Sie hatte vor dem Jahr 2012 hintereinander sexuelle Beziehungen mit zwei anderen Priestern ihrer Gemeinschaft. Die Beziehung mit dem ersten Priester bezeichnete sie im Nachhinein als Vergewaltigung, den zweiten heiratete sie später.

Wagner wandte sich mit dem Buch "Nicht mehr ich" an die Öffentlichkeit

Als die deutsche und dann auch die österreichische Staatsanwaltschaft den Vergewaltigungsvorwurf für unbegründet erklärten, weil es sich um einvernehmlichen Geschlechtsverkehr von zwei Erwachsenen gehandelt habe, wandte sie sich vor fünf Jahren mit dem Buch „Nicht mehr ich“ an die Öffentlichkeit, in dem sie unverändert die erste Beziehung als Vergewaltigung bezeichnete.

Nun hat die Frau unter ihrem früheren Namen Doris Wagner im Herder-Verlag ein weiteres Buch herausgegeben, das über geistlichen Missbrauch handelt. Die Missbrauchskrise, die die Kirche erschüttert, bildet einen tragischen Resonanzboden für die Vorwürfe der ehemaligen Ordensfrau.

DT

Welche Vorwürfe die ehemalige Ordensfrau Doris Wagner, verheiratete Reisinger, erhebt, erfahren Sie in der aktuellen Ausgabe der „Tagespost“ vom 31. Januar.

Themen & Autoren
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