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Würzburger Bischof: Begegnung mit dem Herrn kommt oft zu kurz

Der Würzburger Bischof Jung sieht das kontemplative Gebet, die Glaubensverkündigung und den Dienst an den Armen als entscheidend für die Zukunft der Kirche. Zudem äußert er sich zum Priestermangel und erklärt, dass Homosexualität kein Hindernis auf dem Weg zur Weihe sei.
Franz Jung: „Ich kann nur verkünden, was ich selber lebe“
Foto: Karl-Josef Hildenbrand (dpa) | Für die Zelebration von Gottesdiensten sei gesammelte Ruhe notwendig, so der Würzburger Bischof Jung.

Der Würzburger Bischof Franz Jung sieht das kontemplative Gebet, die Glaubensverkündigung und den Dienst an den Armen als entscheidend für die Zukunft der Kirche. Er beobachte bei Priestern und Hauptamtlichen eine große Bereitschaft zum Engagement. „Aber vielleicht kommt die Begegnung mit dem Herrn manchmal zu kurz“, so der Bischof im Gespräch mit der „Tagespost“. Die Mission beginnt für den 52-Jährigen bei der Selbstmission. „Ich muss mich im Gebet der eigenen Lebenswirklichkeit stellen und mich fragen: Bin ich das wirklich, was ich verkünde, oder bin ich nur Funktionär.“

Drei klassische Grunddienste: Liturgie, Katechese, Caritas

Zudem sei die Kirche nur glaubwürdig, wenn sie ihre Sendung zu den Armen wahrnehme. „Wir als Kirche, die wir Sakrament des Heils für die Welt sein wollen, müssen für alle Menschen da sein“, so Jung. Somit umfasse sein Programm nichts anderes als die drei klassischen Grunddienste: „Liturgie, Katechese und Caritas“.

Bischof Jung erklärte darüber hinaus, dass sich Priester wieder verstärkt auf das geistliche Leben konzentrieren müssten. „Ich sage meinen Priestern immer: Wenn ihr selbst nicht beichten geht, wie wollt ihr Beichte hören?“ Die Menschen würden merken, ob etwas aufgesetzt ist. Für die Zelebration von Gottesdiensten sei gesammelte Ruhe notwendig. Grundsätzlich gelte: „Ich kann nur verkünden, was ich selber lebe.“

Jung: Mit hohem Anteil an homosexuellen Männern unter Priestern umgehen

Jung, der im Juni vergangenen Jahres zum neuen Würzburger Bischof geweiht wurde, äußerte sich im Gespräch auch zum Priestermangel und einem möglichen Einsatz von Laien. Die Leitung einer Pfarrei sieht er weiterhin als Aufgabe des Pfarrers. „Die Frage ist, ob es so etwas gibt wie Ansprechpartner vor Ort, die das zu moderieren versuchen, was der Pfarrer mit seinem Team nach Anhörung der Gremien beschlossen hat.“ Da wolle er auf Ehrenamtliche setzen, da die Zahl hauptamtlichen Laienmitarbeiter stetig zurückgehe.

Kürzlich erklärte Jung in einem Interview, dass homosexuelle Veranlagung kein Hindernis auf dem Weg zur Priesterweihe sei. Diese Haltung bekräftigte der Würzburger Bischof auch im Gespräch mit der „Tagespost“. „Verschiedene Studien sagen uns, dass der Anteil von Männern mit homosexueller Orientierung im katholischen Presbyterium höher ist als im gesellschaftlichen Durchschnitt. Damit muss ich als Bischof umgehen.“ Für ihn sei es wichtig, so Jung, dass ein homosexueller Priester lebt, wie er es bei seiner Weihe versprochen hat, „dass er nämlich den Zölibat hält“.

Neue Gestalt von Kirche bahnt sich an

Grundsätzlich, so Jung, bahne sich eine neue Gestalt von Kirche an. Dazu müssten nun die Weichen gestellt werden. „Meine Hoffnung ist, dass Gebet, erneuerte Glaubensverkündigung und der Dienst an den Armen der Reichtum einer institutionell ärmeren Kirche sein werden.“

DT

Wie der Würzburger Bischof seine Entscheidung vom vergangenen Jahr rechtfertigt, bei einer Feier zum goldenen Ehejubiläum auch evangelische Partner einzuladen, zur Kommunion zu gehen, erfahren Sie in der aktuellen Ausgabe der "Tagespost" vom 10. Januar 2019. Kostenlos erhalten Sie diese Ausgabe hier.

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