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Wiener Kardinal Schönborn gegen Kopftuchverbot

Der Wiener Kardinal Christoph Schönborn ist "von religiöser Seite gegen einen neuen Zwang" und plädiert stattdessen für eine Erziehung zur Freiheit. Es sei dennoch Aufgabe der Politik über ein potenzielles Verbot zu entscheiden.
Muslime im Unterricht
Foto: Bernd Thissen (dpa) | ARCHIV - ILLUSTRATION - 27.01.2009, Nordrhein-Westfalen, Hamm: Eine türkische Schülerin mit Kopftuch nimmt am Unterricht in einer Schule teil.

Der Wiener Kardinal Christoph Schönborn hat sich gegen ein von der österreichischen Regierung geplantes Kopftuchverbot für Mädchen in Kindergärten und Grundschulen ausgesprochen. „Von religiöser Seite her bin ich gegen einen neuen Zwang und plädiere für eine Erziehung zur Freiheit“, sagte Schönborn dem „Kurier“ am Mittwoch im Interview. Zugleich betonte er, es sei Aufgabe der Politik, über ein entsprechendes Verbot zu entscheiden. Anfang April war bekanntgeworden, dass Österreich plant, Mädchen im Vorschulalter künftig ein Kopftuch zu verbieten. Ein entsprechendes Kinderschutzgesetz solle bis Sommer ausgearbeitet werden, berichteten österreichische Medien. Eine juristische Vorprüfung habe ergeben, dass ein Kopftuchverbot rechtlich möglich sei.

Er selbst baue in dieser Frage auf kulturelle Entwicklungen, betonte Schönborn. „In meiner Kindheit sind alle Frauen mit einem Kopftuch im Gottesdienst gesessen. Das ist heute völlig verschwunden.“ Umgekehrt habe es früher viel weniger Kopftücher bei Musliminnen gegeben. „Ich vertraue darauf, dass solche Entwicklungen keine Einbahnstraßen sind“, so der Wiener Erzbischof. Generell müsse die Frage umfassender gestellt werden. Zu beachten sei etwa auch die Erziehung der Männer: „Sind Frauenhaare etwas so Gefährliches, dass man sie vor Männern verstecken muss?“ Beim Kopftuch handle es sich primär um eine kulturelle und keine religiöse Frage, so der Kardinal. „Ich plädiere dafür, dass das als Erziehungsfrage gesehen wird.“

DT/KNA

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