In Zeiten wachsender Probleme und Krisen richten die Verantwortlichen in der Kirche in Deutschland ihr Augenmerk immer stärker darauf, Weichen für die Zukunft zu stellen. Die Hoffnung auf ein besseres Morgen führt dabei auch manche Bischöfe zu radikalen Urteilen über die Vergangenheit. Besonders deutlich formulierte am vergangenen Sonntag der Bischof von Essen, Franz-Josef Overbeck, in seinem Bischofswort: „Die alte Zeit ist zu Ende!“, ließ er die Katholiken im Ruhrbistum wissen.
Franz-Josef Overbeck kennt sich mit Strukturwandel aus
Essens Oberhirte kennt sich zweifelsohne aus mit tiefgreifenden Veränderungen. Seine Diözese, die flächenmäßig kleinste Deutschlands, ist stärker vom kirchlichen Strukturwandel betroffen als fast alle anderen. Doch zur „alten Zeit“ zählte Overbeck nicht allein die äußere Form der Kirche. Aus dem „Wort des Bischöfe“ ragen gerade jene Passagen hervor, in denen er vermeintlich notwendige Änderungen in Lehrfragen der Kirche schreibt.
Auch Stephan Ackermann setzt in Trier auf das Neue
Katholiken, die in Glaubens- wie in Strukturfragen auf das Althergebrachte setzen, dürften unterdessen nicht nur Overbecks Worte diskussionswürdig finden. Zuletzt hatte dies auch Triers Bischöfe Stephan Ackermann zu hören bekommen, als ihm lautstarke Kritik an seiner geplanten Pfarreienreform entgegen schallte. Ackermann reagierte darauf nun mit einer zeitlichen Streckung des Umbaus; der alte Plan bleibt jedoch bestehen.
Die Kirche in Deutschland steht in einem radikalen Umbruch
Selbst die traditionsverbundendsten Katholiken werden nicht bestreiten, dass die Kirche, zumal in Deutschland, in einem radikalen Umbruch steht. Auf diesen Konsens können sich Overbeck, Ackermann & Co. verlassen. Dem Bischöfe Veränderungsmut wohnt jedoch auch ein größer werdendes Risiko inne. Denn mit dem vielfach beschworenen Aufbruch geht oft auch der Abbruch von Brücken einher, die mancher Gläubige nicht zu überschreiten bereit ist.
DT/kim (jobo)
Wie eine Kirche im Wandel den Weg in die Zukunft sucht, beschreibt Kilian Martin in der Rubrik „Im Blickpunkt“. Lesen Sie den vollständigen Kommentar in der aktuellen Ausgabe der „Tagespost“ vom 17. Januar 2019.